Allgemein
Den Architekturen aller Zeiten
~Sebastian Niemann
Am 17. September 2007 eröffnete Nicolas Sarkozy in Paris die »Cité de l’architecture et du patrimoine«, kurz: CAP. Das neu gegründete Zentrum vereint das Museum für Baudenkmäler, das Französische Institut für zeitgenössische Architektur sowie die Schule für Restaurierung unter dem Dach des Palais de Chaillot. Im weiten Nord-Flügel des zur Weltausstellung 1878 errichteten Gebäudes. Am Ufer der Seine, direkt gegenüber dem Eiffelturm, finden nun also endlich wieder Geschichte und Gegenwart der Architektur zusammen. Der von der Moderne eingeleitete Bruch mit der Vergangenheit soll hier überwunden werden und das gegenwärtige Schaffen wird in die Geschichte der Baukunst seit dem 12. Jahrhundert eingebettet. Der sperrige Name der CAP zeugt von der schwierigen Suche nach Gleichgewicht und Verständigung zwischen den beiden Bereichen und ihren bis dato unabhängigen Einrichtungen.
Für das ambitionierte Projekt wurde das Palais von Grund auf renoviert. Die umfangreiche Sammlung historischer Fassaden- und Skulpturenabgüsse, deren Gründung Viollet-le-Duc in der Mitte des 19. Jahrhunderts veranlasste, wurde entstaubt und neu in Szene gesetzt. Dazu kommt eine Galerie für moderne und zeitgenössische Architektur, welche die Geschichte bis an den Anfang des 21. Jahrhunderts fortführt. Temporäre Ausstellungen, Vortragsreihen und Kolloquien runden das Angebot ab und richten sich sowohl an das breite wie auch das professionelle Publikum (siehe auch unseren Kalender Seite 59).
Durch die Verbindung soll die CAP nicht nur Synergien im Bereich wissenschaftlicher und finanzieller Ressourcen, sondern vor allem eine öffentlichkeitswirksame museale Inszenierung der (französischen) Architektur als Teil der (französischen) Kultur bewirken. Die Tatsache, dass der Präsident der »Grande Nation« selbst die Einrichtung einweiht, verweist jedoch auch darauf, wie eng eine solche Inszenierung mit nationalen Strukturen und Interessen verwoben ist – selbst in einer Zeit, in der viele, nicht nur große Architekturbüros längst grenzüberschreitend tätig sind.
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