Ordentlich Schelte hat der Architekten- und Ingenieurverein zu Berlin (AIV) bekommen für seinen Realisierungswettbewerb für sogenannte alte Hasen, Architekten über fünfzig Jahre. Die sollen nämlich »ehrenamtlich« einen Entwurf liefern für eine neue Doppelsporthalle der Katholischen Theresienschule in Pankow. Preis: Fünf Flaschen Rotwein. Schirmherren: Wolfgang Thierse und die Berliner Senatorin für Stadtentwicklung, Ingeborg Junge-Reyer. Zu Recht nahmen die Berliner Zeitung und die Architektenkammer Berlin diese Idee übel auf. Umso mehr, wenn man erfährt, dass der Vermesser selbstverständlich sein Honorar bekommt und für den Bau 2,5 Mio. Euro zur Verfügung stehen. Auf Nachfrage heißt es, so sei es nicht gemeint gewesen: Die Architekten seien fast alle Mitglieder des Vereins und hätten die Idee auch verstanden – immerhin wurden die Unterlagen schon rund dreißigmal angefordert – und die Schüler hätten sich schließlich auch engagiert, um das Gelände aufzuräumen. Nun sind das Äpfel und Birnen: Die Schüler geben einen Teil ihrer Freizeit auf, um für ihre eigene Infrastruktur etwas zu leisten, während ohnehin notorisch unterbezahlte und überarbeitete Architekten ihr professionelles Know-how einsetzen und dafür mit Rotwein belohnt werden sollen, was eins der albernsten Klischees über das »dolce vita« von Architekten überhaupt ist. Nein, heißt es vom AIV, der Aufruf richte sich natürlich nur an Architekten, »die es sich leisten können«, unentgeltlich zu arbeiten. Außerdem bekomme jeder Einreicher 500 Euro, was es nur noch schlimmer macht. Und ganz nebenbei schließt man mit der Zielgruppendefinition alle jungen Architekten aus, die sich tagtäglich mühen, ein Bein auf den Boden der deutschen Architektenlandschaft zu bekommen, und für die ein Wettbewerbsgewinn doch schon mal ein Anfang wäre.
Wer dennoch Zeit, Muße und ungenutzte Ressourcen hat: Abgabe ist am 14. Juli. ~dr
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Trockene Socken
