Sperrzonen

~Nikolai Ziegler

»Viel zu lange ist der israelisch-palästinensische Konflikt nur in den Bergriffen von Politik und Kriegsberichterstattung verstanden worden«, so Eyal Weizman, Architekt und Leiter des »Center for Research Architecture« in London. In seinem Buch »Sperrzonen« präsentiert der Autor Ergebnisse jahrelanger Forschungen, die darlegen, wie im Nahen Osten neben mobilen Kontrollpunkten, Mauern und Barrikaden, Architektur zur Waffe werden kann. So basieren neu errichtete Gebäude auf streng gegliederten Grundrissen, um riskante Häuserkämpfe auszuschließen, durchzogen von breiten Sichtachsen, die bei Konflikten als breite Zufahrtsstraßen für Panzer fungieren. Schon immer haben politische Ideologien nach adäquaten baulichen Ausdrucksformen gesucht – ob im Absolutismus durch das Schloss Versailles, den größenwahnsinnigen Entwürfen Albert Speers oder dem Pentagon in Amerika. Jedoch kann in keinem der Beispiele ein dauerhaft so tiefgreifender Einschnitt in Lebensgewohnheiten der Bevölkerung festgestellt werden wie in Palästina. Bis heute entwickelt Israel verschiedene Bebauungspläne, um die besetzten Siedlungen besser kontrollieren zu können. Weizman beschreibt, dass »…palästinensische Siedlungen immer um Bergkuppen errichtet werden, um sie besser einsehen zu können. Fast immer führt nur eine einzige Zufahrt zu ihnen, wodurch sie schnell zu isolierten Enklave werden können«. Mit erschreckenden Erklärungen israelischer Vorgehensweise vermittelt Weizmans wenig bebilderte Architekturkritik beispielhaft die »Macht und Architektur«.