Vom schwierigen Rückzug aus der Wachstumswelt. Eine Streitschrift. Von Wolfgang Kil. 160 Seiten,
Format 24 x 16 cm, 37 schwarzweiße und 12 farbige Abbildungen, kartoniert, 25 Euro
Verlag Müller+Busmann, Wuppertal, 2004
»Die Lage ist so ernst wie lange nicht.« Dieser Satz ist Wolfgang Kil so wichtig, dass er zweimal in seinem neuen Buch steht: einmal am Anfang und einmal am Ende. Doch Kil führt nicht nur den Beweis dieser Behauptung. Seine »Streitschrift«möchte auch in der Krise die Chance sichtbar machen, die sich erst deswegen ergibt, weil es an dieser Krise nichts zu deuteln gibt. So ernst wie lange nicht: Vergewärtigt man sich die Tatsachen, die Kil auflistet, die Schicksale, die er schildert, dann ist ein Streit über gleiche Lebensverhältnisse angesichts der tatsächlichen Problematik ohne Realitätsbezug: Die Verhältnisse sind nicht gleich, die Möglichkeiten, sie aneinander anzugleichen, setzten Bedingungen voraus, die nicht annähernd gegeben sind. Aber mehr noch bedrückt die Erkenntnis, dass sich die Politik bislang auch um die den Menschen gegenüber faire Behandlung der Folgen einer Entwicklung drückt, auf die sie sich nicht vorbereitet hat.
Doch Kil will nicht, dass sich der Leser in Depressionen ergeht – auch dies ist ihm noch zu bequem. Denn jetzt muss man endlich beginnen, nach neuen Wegen zu suchen, die ein würdiges Leben auch dort ermöglichen, wo Wachstumsökonomie nicht mehr eingelöst werden kann. Es gilt, die Veränderung dieser Regionen unter Einbeziehung der Menschen zu begleiten, anstatt sie von oben mit importierten Rezepten zu beglücken. Die Vorschläge Kils sind Denkszenarien, die weitergedacht und entwickelt werden wollen: Die Verfügbarkeit von Zeit und Raum als Chance zu nutzen und daraus Freiheiten zur Emanzipation zu erarbeiten, ist eines der wichtigsten Anliegen, die diese Streitschrift zur Diskussion stellt. Es wird Zeit, sich ihm zu stellen. Christian Holl
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