Wunsch und Wirklichkeit. Von Andres Janser (Hrg.), 168 S., Klappenbroschur, 39,80 Euro, Hatje Cantz Verlag, Zürich 2012
~Johanna Wittmaack
Wie Landmarken ragen Hochhäuser aus modernen Metropolen, und viele von ihnen kennt man beim Namen: Empire State Building, Taipei 101, Burj Khalifa. Darüber vergisst man leicht, sie nicht nur als Solitäre zu betrachten, sondern ihre Nutzungsmöglichkeiten, ihre Einbettung in die Stadt und politische Faktoren, die den Bau von Hochhäusern begünstigen oder verhindern, zu analysieren. Genau das tut die Publikation »Hoch Haus – Wunsch und Wirklichkeit« hrsg. von Andres Janser, die begleitend zu einer Ausstellung im Museum für Gestaltung Zürich erschien. Bereits die ersten Seiten zerlegen die großen Bauten geschickt in verständliche Teile: Sie zeigen Bewohner und Räume im Kontrast zu Fassaden mit Hunderten anonymer Fenster. Auch die einleitende Analyse über die Entwicklung der Hochhauskultur wird immer wieder angenehm abrupt durch Bilder von Menschen durchbrochen. Nach kurzen Einschüben über das Hochhaus als Thema in Kunst und Film folgen Analysen verschiedener Metropolen wie New York, London oder Hongkong. Anhand exemplarischer, gut bebilderter Beispiele verdeutlichen die beteiligten Autoren Einflussfaktoren und Wechselwirkungen von Städten und ihren Hochhäusern; zum Teil sind sie sogar erfrischend bissig, wie etwa Kieran Long, der die Londoner Bebauung erläutert. Der zweite Teil der Publikation hebt sich durch gestrichenes Papier von den vorangegangenen Beiträgen ab und bietet Raum für fotografische Auseinandersetzungen mit Hochhäusern. Einerseits illustrieren die Fotografien das Thema vertiefend – andererseits zeigen sie die Gebäude nur von außen. So entziehen sich die Hochhäuser zum Ende des Buches dem Leser, sie weichen zurück in die distanzierte, manchmal unwirkliche und zumeist unpersönliche Sphäre, aus der sie der erste Teil des Buches so geschickt gelöst hatte.
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