Traditioneller Lehmbau in Mali, Wolfgang Lauber (Hrsg.). 160 S. mit 215 Abb., 62 Pläne und Skizzen, zahlr. Texte, gebunden, 49,80 Euro. Hatje Cantz Verlag, Ostfildern 2011
Die Dogon – heute ca. 250 000 Menschen im südöstlichen Mali – sind seit der Kolonialzeit immer wieder Gegenstand wissenschaftlicher Beschreibungen gewesen, sei es in ethnologischer, sprachlicher oder kultureller Hinsicht. Auch architektonisch gab es einige Untersuchungen, doch systematisch wurde das besondere bauliche Erbe dieser Volksgruppe erst seit 1996 erfasst. Die vorliegende Dokumentation erschien nun in einer zweiten, umfangreich überarbeiteten Auflage: Vor dem Leser entfaltet sich Aspekt für Aspekt die archaische Welt der Dogon, die im Einklang mit der Natur leben und dabei eine Architektur geschaffen haben, die Ausdruck dieser Lebensweise ist. In einer einfachen Bauweise errichtet, entwickelten sich über Jahrhunderte eine komplexe, funktionale Architektur mit hohem Detailreichtum und geradezu urbane Siedlungsstrukturen.
Der Baustoff Lehm stellt dabei nicht nur eine differenziert ökologische Bauweise sicher, sondern verdeutlicht auch das Verhältnis der Dogon zur Natur: Vergänglichkeit ist ein Teil des Lebens. Lehm lässt sich leicht aus dem Erdboden gewinnen und verarbeiten, ist aber während der viermonatigen Regenzeit auch von Auflösung bedroht. Häuser, Speicher oder Tempel zerfallen schnell wieder. Wandern die Bewohner in die Städte oder in die Ebene ab, zerfallen auch die Gemeinschaft, ihre Kultur und ihr Wissen. Deshalb wurden die Dörfer seit 1996 u. a. von der Hochschule Konstanz und der ENI-Universität in Bamako aufgemessen und dokumentiert – nicht nur im Hinblick auf den Denkmalschutz, sondern insbesondere auch auf eine Fortführung in modernen Bautypen wie Museen und Schulen, die die Infrastruktur und damit die Lebensqualität verbessern. Hierfür finden sich im Buch fünf Beispiele. Schwerpunktmäßig sind jedoch 13 traditionelle Dörfer dokumentiert, mit Luftbildern, detaillierten Grundrissen und Schnitten der Häuser, Skizzen und schönen Aquarellen der Architekten (zu sehen auch noch bis 22. Januar in der Bundeskunsthalle in Bonn). Was an diesem sehr gehaltvollen Buch (nur) ein bisschen enttäuscht, sind teilweise unscharfe Fotos, zu wenig Information zu manchen Projekten sowie mitunter völlig unverständliche Sätze und irreführende Übersetzungen aus dem Französischen. ~dr
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