In einer gemeinsamen Ausstellung stellen das Kestner-Museum Hannover und die Architektenkammer Niedersachsen den Einfluss von Frauen auf die Architektur der zwanziger Jahre unter Beweis, zeigen deren praktische und theoretische Auseinandersetzung mit dem neuen Bauen im Spannungsfeld zwischen Architektur, Inneneinrichtung und Kunstgewerbe. Das Kestner-Museum widmet sich mit zahlreichen Möbelentwürfen, Einrichtungsgegenständen und Architekturfilmen der gestalterischen Arbeit der Frauen. Glanzstück der Ausstellung ist eine originale »Frankfurter Küche« von Grete Schütte-Lihotzky aus dem Jahre 1926, der sechs Quadratmeter große Prototyp der Einbauküche. In der Architektenkammer stehen die architektonischen Entwürfe im Vordergrund; besonderes Gewicht liegt auf niedersächsischen Bauwerken.
Dabei wird auch der Anteil der Frauen an den Entwürfen ihrer Männer deutlich. Die Bildhauerin Marlene Moeschke-Poelzig etwa arbeitete nicht nur kräftig im prominenten Architekturbüro ihres Mannes Hans Poelzig mit, sondern entwarf sogar das eigene Wohnhaus der Poelzigs in Berlin. Die Ausstellung verfolgt jedoch nicht den Ansatz einer feministischen Kunstge- schichtsschreibung – die Frauen im Schatten berühmter Ehemänner –, sondern stellt den eigenständigen Beitrag von Künstlerinnen, Designerinnen und Architektinnen am neuen Bauen heraus. Dabei wird nicht sofort ein eigener Stil erkennbar, sondern vielmehr eine pragmatische und ganzheitliche Herangehensweise, ein neuer Lebensentwurf, der Leben, Arbeiten und Wohnen integriert und sich deshalb vor allem im Wohnungsbau manifestiert. Peter Struck
Bis 10. April. Kestner-Museum, Trammplatz 3, Di, Do – So 11 – 18 Uhr, Mi 11 – 20 Uhr, und Architektenkammer Niedersachsen, Friedrichswall 5, Mo – Do 9 – 16 Uhr, Fr 9 – 12 Uhr. Der Katalog (Junius-Verlag) kostet 19,90 Euro
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