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Architektur im Kreis der Künste (München)

Ausstellungen
Architektur im Kreis der Künste (München)

~Karl J. Habermann

»Architektur im Kreis der Künste – 200 Jahre Kunstakademie München« ist der Titel der aktuellen Ausstellung des Architekturmuseums in der Pinakothek der Moderne. Zum Auftakt des Festjahres werden Arbeiten der Lehrer für Architektur, die dort wirkten bzw. wirken, und ihrer Schüler gezeigt. Da das Architekturmuseum im Besitz von zehn Nachlässen der 17 portraitierten Architekturprofessoren ist, könnte man meinen, dass sich eine Ausstellung ohne größere Mühen und eben im Vorbeigehen organisieren ließe. Das Gegenteil war der Fall. Die Geschichte weist große Brüche und inhaltliche Finessen auf. Diesem Umstand Rechnung zu tragen, für den Besucher die Zusammenhänge zu klären und optisch attraktiv aufzubereiten, war die schwierige Aufgabe, der sich Museumschef Winfried Nerdinger und Irene Meissner als Ausstellungsmacherin zu stellen hatten.
Das Original der Konstitutionsurkunde der Königlichen Akademie der Bildenden Künste trägt das Datum vom 13. Mai 1808 und eröffnet den Reigen höchst attraktiver Objekte. Die Architektur ist gleichberechtigte akademische Disziplin unter den Künsten. Carl von Fischer, der Erbauer des Münchner Nationaltheaters, war bereits 1806 zum ersten Lehrer berufen worden. Von Studienreisen mitgebrachte Unterlagen und Zeichnungen arbeitet er zu Vorlagenblättern für die Studenten um. Im ausgestellten Skizzenbuch würde man gerne noch weiterblättern. Gipsabgüsse antiker Säulen und Ornamente gehörten zur Proportions- und Formenlehre. Bereits unter Fischers Schüler Friedrich von Gärtner sollte die Bauschule internationale Bekanntheit erringen und einen Gegenpol zur Berliner Schinkelschule bilden. Spuren des sogenannten Rundbogenstils lassen sich bis in die USA verfolgen. Die in der Ausstellung so eindringlich suggerierte Einheit von Architektur und Kunst sollte jedoch nicht von allzu langer Dauer sein. Der großformatige Plan des Münchner Glaspalastes des Gärtnerschülers August von Voits wurde für die ausführende Firma erstellt und weist früh auf die folgerichtige Wende zur Technik hin. Mit Gründung der polytechnischen Schule, der heutigen Technischen Universität im Jahre 1868, verlässt die Architekturausbildung den direkten künstlerischen Kontext. 1873 wird die Bauschule an der Akademie geschlossen.
Das Studium von Architektur und Innenarchitektur an der Münchner Kunstakademie seit 1946 blickt auf eigene Wurzeln zurück und gerät mit der ruhmreichen Ära des 19. Jahrhunderts im Rahmen der vorliegenden Ausstellung erstmalig in direkten »Blickkontakt«.
Der Zusammenschluss von Akademie für bildende Künste und der Akademie für Angewandte Kunst (vormalig Kunstgewerbeschule) führte das Architekturfach an seinen ursprünglichen Ort zurück. Das Studium, als eine Art Aufbaustudium verstanden, wandelte sich ab 1980 zu einem Projektstudium. Ein anerkannter akademischer Grad wird bis heute nicht verliehen. Harald Roth übernahm 1947 die Leitung der Meisterklasse für Architektur. Es folgten Sep Ruf, dessen Werk in Kürze in einer eigenen Ausstellung gewürdigt werden wird, Erich Schneider-Wessling und Otto Steidle, der im Jahr 2000 einen zunächst abgelehnten Vorschlag für einen Masterstudiengang »Architektur und Städtebau« eingereicht hatte. Es bleibt nun Carlo Baumschlagers (im April 2007 berufen) Aufgabe, die mittlerweile beschlossene Umstrukturierung zu realisieren. Die Ausstellung versucht anhand von grundlegenden Ausagen zur Lehre und ausgewählten Projekten die jeweiligen Persönlichkeiten zu charakterisieren. Projektionen aus dem Unterrichtsbetrieb vermitteln spannende Einblicke in die jeweilige Atmosphäre und den nahezu familiären Umgang zwischen Lehrer und Schüler. Studenten des Studiengangs Innenarchitektur haben eigens für die Ausstellung eine Installation entworfen und realisiert. Die Lehrstühle Raumgestaltung, Produktdesign und Gestaltung im Freiraum haben dabei zusammengearbeitet. Aus 1,2 Millionen recycelbaren Kabelbindern entstand eine 200 Quadratmeter große, begehbare Raumlandschaft: »Der dritte Raum« (s. Abb.), eine schöne Abrundung für eine spannende Ausstellung.
Bis 18. Mai. Architekturmuseum der TU München in der Pinokothek der Moderne, Barerstraße 40, 80333 München Di–So 10–18, Do bis 20 Uhr www.architekturmuseum.de
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