Erfolgreiche Sanierungen erfordern Kenntnisse historischer Baumethoden. So auch beim Fachwerk: Was ist z.B. der Unterschied zwischen Stockwerks- und Geschossbauweise? Wie steht es um die Statik? Wie lassen sich typische Schäden effizient beheben?
Text und Fotos: Christian Kayser
Fachwerk – was heute, etwa bei der neuen Frankfurter Altstadt, als dekorative Stadtbildbelebung geschätzt wird, war in früheren Jahrhunderten vor allem eine effizient-ökonomische Bauweise, die geschickt vorhandene Ressourcen nutzte.
Konstruktion und Gefüge
Fachwerkbau wird auch, präzisierend nach seinem wesentlichen Charakteristikum, als Holzgerüstbau bezeichnet: Aus den Balken wird zunächst ein offenes Traggerüst gefügt, dessen Öffnungen, die »Gefache«, in einem zweiten Schritt mit Füllungen versehen werden. Damit unterscheidet sich die Holzkonstruktion des Fachwerkbaus grundsätzlich von der des Blockbaus, bei dem alle Wände aus aufeinander gestapelten Balken bestehen.
Typische Schäden beim Fachwerk
Holz ist ein organisches Material und damit anfällig für organische Zersetzungsprozesse. Besonders betroffen sind naturgemäß die Wetterseiten der Bauten sowie erdberührende Hölzer wie etwa die Schwellen des EGs (Abb 4). Mit der Errichtung einer Holzkonstruktion ging und geht damit eine beständige Verpflichtung zum »Monitoring«, also zur stetigen Überwachung des Zustandes der Konstruktionsglieder einher. Besonderes Augenmerk ist dabei auf die Anschlüsse der Ausfachungen an die Balken zu richten, da der Materialwechsel eine Schwachstelle bildet, durch die Feuchte eindringen kann.
Zur Instandsetzung
Bei Baudenkmalen gilt es als »good practice«, vor Beginn der Maßnahmen eine gründliche Bestands- und Schadensaufnahme durchzuführen. Dies bietet eine qualifizierte Grundlage für die Konzeption der Sicherungs- und Instandsetzungsmaßnahmen: Wo sind die Schadensschwerpunkte, was ist ihre Ursache, wo müssen Bauteile verstärkt werden …?
Ein ganzheitliches Instandsetzungskonzept geht natürlich über die reine Reparatur schadhafter Bauteile hinaus, sondern beinhaltet Maßnahmen zur Schadensprävention. Bei Holzbauten bedeutet dies vornehmlich Maßnahmen zum konstruktiven Feuchteschutz. Auch im Fachwerkbau gilt »Abhalten – Ableiten – Ablüften«.
Christian Kayser
Architekturstudium an der TU München und der University of Bath (GB), Schwerpunkt Bauforschung und historische Baukonstruktionen. Seit 2004 Mitarbeit im Ingenieurbüro Barthel & Maus, seit 2012 als Geschäftsführer. 2008-11 Akad. Rat an der TU München, Dissertation. Lehraufträge an TU und LMU München.
Weitere Beiträge aus dieser Rubrik: