Andrea Palladio – Kontinuität von Werk und Wirkung. Von Werner Oechslin. 344 Seiten, 241 Abb. 98 EUR, gta Verlag, Zürich, 2008
~Peter Struck
Kein Baumeister hat die Architektur der Neuzeit nachhaltiger geprägt als Andrea Palladio, der Mitte des 16. Jahrhunderts für den Bautyp der Landvilla ein gleichermaßen einfaches wie anspruchsvolles Modell entwickelte, das über Jahrhunderte Maßstäbe setzte. Anlässlich seines 500. Geburtstags betrachtet Werner Oechslin die bis heute anhaltende Nach- wirkung und unterschiedliche Rezeption Palladios genauer. Das kritische Werk zur Kontinuität des Palladianismus braucht ein bisschen, um in Fahrt zu kommen. Der Autor schreibt sehr gelehrt, wendet sich an Kenner und Spezialisten mit einigem Vorwissen und profunden Sprachkenntnissen. Der Band setzt vieles voraus und da an, wo andere Publikationen zu Palladio enden, ohne jedoch nennenswerte neue Erkenntnisse beizusteuern. Die angedeutete Grammatik und Syntax seiner »lösungsorientierten« Architektur, die diagnostizierte Balance von Wirklichkeit und Ideal wird wenig konkret, da Oechslin kein einziges Bauwerk Palladios und kaum eines seiner Nachahmer eingehend würdigt. Eine Ausnahme bildet der abschließende, merkwürdig eigenständige Beitrag zur Moderne. Da hätte sich der Autor lieber Palladios »Vier Bücher zur Architektur« zum Vorbild genommen, jenes Traktat, das die abendländische Architekturgeschichte noch mehr prägte als seine tatsächlich ausgeführten Bauten. Vermittelt Palladio dort seine idealisierten Bauprojekte mit wenigen Worten und vielen Abbildungen sehr anschaulich, so stehen im vorliegenden Band Text und Bildteil dagegen eigentümlich autonom nebeneinander.
Mit seiner dichten Folge von großformatigen historischen Illustrationen und hervorragenden Fotografien ist dieser aufwendige Prachtband dennoch ein Gewinn.
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