60 Jahre Architektur und Ingenieurkunst. 358 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. Gebunden, 39,90 Euro Klartext Verlag, Essen, 2007
Was verbindet die Bielefelder Kunsthalle von Philip Johnson mit dem Sonnborner Kreuz, jenem bei Wuppertal gelegenen und meist aus den Staunachrichten bekannten Verkehrsknotenpunkt mit seinen insgesamt 37 Brückenbauwerken und einer ebenso langen Bauzeit? Sie, ebenso wie das Mannesmann-Hochhaus, das Drei-Scheiben-Haus, der Kanzlerbungalow, aber auch die Ruhr-Universität Bochum sowie die Rodenkirchner Brücke gehören zu den herausragenden Architektur- und Ingenieurleistungen Nordrhein-Westfalens nach dem Zweiten Weltkrieg. Während die einen, architektonischen, seit langem, und meist unbestritten, Anerkennung finden, treten die anderen meist bescheiden in den Hintergrund, werden die damit verbundenen Leistungen allenfalls von Fachleuten gewürdigt.
Mit dem Buch »Nordrhein-Westfalen – 60 Jahre Architektur und Ingenieurkunst«, einem Projekt im Rahmen der Initiative StadtBauKultur des Landes Nordrhein-Westfalen, hat das vor Kurzem gegründete Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW, M:AI, diesem Missverhältnis Abhilfe geschaffen. Der Überblick über die baukulturellen Leistungen der Nachkriegszeit im bevölkerungsreichsten Bundesland würdigt die Ingenieurkunst gleichberechtigt neben den architektonischen Errungenschaften; eine »Retrospektive«, die den programmatischen Anspruch des M:AIs auf das Glaubwürdigste dokumentiert. Zur besonderen Leistung der Herausgeber zählt dabei die akribische Recherche auch scheinbar alltäglicher Bauaufgaben wie eben der eines Autobahnkreuzes.
Die Dokumentation setzt direkt nach dem Krieg ein. Auf jeweils meist nur einer Doppelseite werden, nach Regionen und Städten angeordnet und in Dekaden zusammengefasst, die einzelnen Projekte unter gleichberechtigter Nennung der Architekten und Ingenieure präsentiert. Ihnen vorangestellt sind jeweils tabellarische Kultur-Chroniken sowie zeitgenössische Fotografien.
Sieht man einmal davon ab, dass sich die Relevanz einiger der immer mal wieder zwischen den Projekten eingeflochtenen Kurzbetrachtungen nicht vermittelt, bieten die knapp geschriebenen Dokumentationen eine Lektüre, in deren Entdeckungen man sich begeistert verlieren kann ~elp
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