Design zwischen Krieg und Frieden. Von Stephan Trüby. 112 Seiten. Kartoniert, 19,95 Euro, 31 sFr. Springer Verlag, Wien, 2007
~Heike Wefelscheid
Architektur und Krieg, auf den ersten Blick zwei grundverschiedene Dinge, rücken in Stephan Trübys Buch in einen bemerkenswerten Zusammenhang. Auf der Suche nach Antworten auf die Fragen, was wahrhaft prägende Architekturen seien, wen sie prägen und wodurch, untersucht der Architekturtheoretiker die Mechanismen einer architektonischen Evolution. Dabei kommt er zu folgendem überraschenden Ergebnis: Architekturen prägen uns vor allem unter Stressbedingungen. Gerade Gefahrensituationen und Zerstörungen,also Momente, in denen die Architektur starke kollektive Emotionen auslöst, erweisen sich als besonders einprägsam und fördern in ihrer Folge nicht nur die Entstehung von Architek- turkodifikationen in Form von Gestaltungs- und Baurichtlinien, sondern erhöhen zudem die Übertragungschance dieser Richtlinien von einer Generation auf die nächste. Architektonische Evolution ist somit eng verknüpft mit einer positiven wie negativen Stressbewältigung. Die einprägsamste Architektur, mit dem größten Erinnerungswert, ist dabei die Ex-Architektur, jene, die unter kollektiver Anteilnahme kollabiert ist. »Damit wird der Krieg zum Dreh- und Angelpunkt einer evolutionären Betrachtung architektonischer Kulturen.« Dies mag zunächst befremden, doch eingerahmt in ein Vorwort Heiner Mühlmanns, in dem der kulturtheoretische Horizont aufgespannt wird, vor dem das Buch seine Konturen gewinnt, gelingt es dem Autor, die dem Betrachter oft fremden Zusammenhänge gut zu vermitteln. Darüber hinaus gewährt die Visualisierung des Projekts »5Codes: Space of conflict« der Exit Ltd. Einblicke in eine düstere Welt, in der die Grenzen zwischen Krieg und Frieden aufgehoben sind.
»Exit-Architektur« liefert wichtige Erkennt- nisse über die Einflussgrößen auf Architektur und erweitert auf eine bemerkenswerte Art und Weise unser Verständnis von Architektur.
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