1 Monat GRATIS testen, danach für nur 6,90€/Monat!
Startseite » Empfehlungen » Ausstellungen »

Show & Tell (München)

Ausstellungen
Show & Tell (München)

~Klaus F. Linscheid

Beinahe könnte man meinen, eine Schreinerei zu betreten. So markant duftet es nach Holz. Die erste Präsentationsart in der neuen Ausstellung im Architekturmuseum der TU München ist ein wandhoher »Setzkasten« mit über 50 Architekturmodellen – viele davon aus Holz! Einen Blick hinter die Kulissen »einer der größten Spezialsammlungen für Architekten in Europa« wollen die Kuratoren Hilde Strobl, Klaus Altenbuchner, Hanna Böhm und Markus Lanz damit geben und sich selbst die Möglichkeit einer »Selbstverortung« verschaffen. So jedenfalls begründet Andres Lepik, seit Oktober 2012 Direktor am Museum, diese Schau. Unter dem bezeichnenden Titel »Show & Tell« soll(en) Architekturgeschichte(n) erzählt und Objekte gezeigt werden. So manche Anekdote lädt zum Schmunzeln ein.
Da ist beispielsweise die Geschichte um den neuen Schreibtisch für Konrad Adenauer, als er 1949 vom Deutschen Bundestag zum Bundeskanzler gewählt wird. »Es liegt mir ganz besonders daran, dass diese Einrichtung meinen Wünschen entspricht«, schreibt Adenauer in einem Brief an Hans Schwippert, der den Auftrag für die Umgestaltung des Palais Schaumburg in Bonn zum neuen Bundeskanzleramt erhält. Der Kanzler hätte es gerne repräsentativ, der Architekt möchte durch formale Zurückhaltung und Einfachheit die neue deutsche Architektur ausdrücken. Das geht schlecht zusammen. Obwohl Adenauer einen von 14 Tischentwürfen Schwipperts zur Ausführung bestimmt, beklagt er sich nach der Fertigstellung: »Lieber bleibe ich bei meinem jetzigen Schreibtisch, der ein anständiges gutes Stück ist«, schreibt er an Schwippert. Der originale Schriftwechsel, Bilder und die Entwürfe sind in einer Vitrine ausgestellt.
»Sondierungen« und »Probebohrungen« aus dem Archiv fanden Einzug in drei Ausstellungsräume und geben einen Einblick in die Vielfalt einer Architektursammlung, die per se keine Kunstobjekte, sondern Arbeitsmaterialien der Architekten konserviert. Neben Plänen und Fotografien finden sich Exponate zur Fotogrammetrie, Architektur-Baukästen, Bautagebücher, Vorlesungsmanuskripte und natürlich zahlreiche Modelle. Letztere werden mehr und mehr durch digitale Modelle abgelöst, analoges Foto- und Filmmaterial durch Bits und Bytes. Stellt sich also die Frage nach der Zukunft eines Architekturarchivs. Diese Frage bleibt unbeantwortet. Sowohl für die Ausstellungsmacher als auch für die Besucher. Man befinde sich gerade auf einer Erkundungsreise, könne derzeit aber noch nicht sagen, wohin die Reise geht, so die Kuratoren.
Einen kleinen Ausblick in die Zukunft wagt man aber doch in München. In fünf Filmen, von denen vier extra für die Ausstellung produziert worden sind, erleben wir Architekten wie Fritz Auer und Carlo Weber sowie Otto Meitinger in einem erzählenden Rückblick auf ihre Arbeit. Auch Christiane Thalgott reflektiert über ihre Zeit als Münchner Stadtbaurätin. Diese »oral history«, also mündlich wiedergegebene Geschichte(n), seien ein Meilenstein der kommenden Jahre betont Andres Lepik. Ob man es schafft, die neuen Medien zukünftig in einem spannenden Medienmix zu lebendigen Ausstellungen zu verknüpfen, werden wir sehen. Die aktuelle Ausstellung ist jedoch mehr Reflexion als Vision. Aber genau das wollte sie ja auch sein.
Zur Ausstellung gibt es einen Audioguide. Eine begleitende Publikation »Show & Tell. Architekturgeschichte(n) aus der Sammlung« ist bei Hatje Cantz erschienen.
Bis 15. Juni. Show & Tell. Architekturgeschichte(n) aus der Sammlung. Architekturmuseum der TU München in der Pinakothek der Moderne, Barer Straße 29, 80799 München, tägl. außer Montag 10 bis 18 Uhr, Do bis 20 Uhr, www.architekturmuseum.de
Aktuelles Heft
Titelbild db deutsche bauzeitung 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
MeistgelesenNeueste Artikel
3 Saint Gobain Glass
Eclaz

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de