Für die noch junge Institution Kunstmuseum Stuttgart ist die Retrospektive Max Bill ein gelungener Anfang. Das Universaltalent prägte Künstler wie Gestalter gleichermaßen. Bills gesamtes Werk beruht auf einer tiefgreifenden Auseinandersetzung mit Kunst, Wissenschaft und Natur. Nichts ist bei ihm dem Zufall überlassen. Das erklärt auch die Allgemeingültigkeit vieler seiner Arbeiten bis heute. Beim Betrachten der Armband- und Wanduhren, für die Firma Junghans entworfen, vermutet niemand das Entstehungsjahr 1961. Zu den zwanzig ausgestellten Objekten allein aus dem Bereich angewandte Kunst zählt selbstverständlich auch der Ulmer Hocker, dieses vielseitig verwendbare, schlichte Möbel aus drei Brettern und einem Holzstab. Es diente den Studenten der Hochschule für Gestaltung in Ulm als Sitzgelegenheit, Beistelltisch und tragbares Tablett. Max Bill baute aber nicht nur die Möbel für die HfG, sondern war auch deren Architekt. Diesen Anspruch des ganzheitlichen Denkens setzte er in den benachbarten Disziplinen fort, die er allesamt perfekt beherrschte. Über zweihundert Einzelobjekte aus Malerei, Kunst, Skuptur, Architektur, Design, Grafik und Typografie zeigt die Schau; mal mehr, mal weniger ausführlich, aber vollständig genug, um den Menschen Max Bill in seiner ganzen Vielseitigkeit, einschließlich seiner Betätigungen als Ausstellungsmacher, Politiker, Lehrer und Publizist erfahren zu können. Vertiefen lässt sich der Rundgang auf drei Geschossen des »gläsernen Kubus« mit Hilfe eines kleinen Booklets, das nicht nur die Kurzeinführungen der einzelnen Räume wiedergibt, sondern sie auch noch weiter erklärt – eine nachahmenswerte Ergänzung, die auf den Katalog erst so richtig neugierig macht. kr
Bis 8. Januar. Kunstmuseum Stuttgart, Schlossplatz 1, Di – Sa 10 – 18 Uhr, So 11 – 18 Uhr, Katalog 39 Euro, www.kunstmuseum-stuttgart.de
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