1 Monat GRATIS testen, danach für nur 6,90€/Monat!
Startseite » Empfehlungen » Ausstellungen »

Felix Candela (München)

Ausstellungen
Felix Candela (München)

Felix Candela (München)
~Falk Jaeger

Beton ist ein merkwürdiger Baustoff, denn wie kaum ein anderer widersetzt er sich der Optimierung. Natürlich lassen sich materialsparende Konstruktionen entwickeln, doch der Aufwand steht oft in krassem Missverhältnis zur erzielbaren Kostenreduzierung. Es ist meist einfacher und billiger, viel Material einzusetzen. So haben wir uns an klobige Betonbauten gewöhnt. Einer, der sich damit nie zufrieden gab, der zeitlebens versuchte, Betontragwerke immer leichter und dünner zu machen, bis sie fast zerbrechlich, aber elegant und ausdrucksstark vor Augen traten, war der Spanier Felix Candela (1910 bis 1997). Geboren in Madrid, emigrierte er in den Bürgerkriegswirren 1939 nach Mexiko, wo er mit der eigenen Baufirma »Cubiertas Ala« (Flügeldächer) viele hundert innovative Konstruktionen realisierte.
Parabel und Hyperbel sind die mathematischen Kurven, die seinen schirm-, muschel- und pilzförmigen Schalentragwerken zugrunde liegen. Die von ihm favorisierten hyperbolischen Paraboloide entstehen, obwohl sie doppelt gekrümmte Flächen ergeben, aus geraden Erzeugenden. Man kann die Schalungen mit geraden Brettern auf der Baustelle einfacher zusammennageln, als das zum Beispiel bei Kuppeln der Fall ist. Candela verfolgte v. a. zwei Anwendungsmöglichkeiten. Für die Überdachung von Fabrikhallen, Lagerhäusern und anderen großen Flächen entwickelte er typisierte, addierbare Schalen. Die im Prinzip der HP-Schalen steckenden gestalterischen Möglichkeiten sehr schwungvoller, expressiver Formen nutze er zum Bau von Kirchen sowie für ein berühmtes Restaurant in Xochimilco (das Vorbild war für einige Bauten des deutschen Schalenkonstrukteurs Ulrich Müther). Ob Architekt mit Ingenieurambitionen oder Ingenieur mit gestalterischem Genius, wie sein Freund Frei Otto versuchte er immer, zwischen den beiden Positionen zu vermitteln. Nach einer Zeit als Professor in Illinois lebte Candela in den 80er Jahren in Athen, von wo aus er mit seinem arabischen Kompagnon Ministerien und Trabantenstädte in Saudi Arabien baute. Die Fertigstellung seines bedeutendsten Werks in Spanien, das Seeaquarium in Valencia, in Zusammenarbeit mit Calatrava und ganz in der Nähe der Bauten seines Nachfolgers im Geist entstanden, hat er nicht mehr erlebt.
Heute sind die signifikanten Schalen etwas aus der Mode gekommen. Candelas umfangreiches Œuvre gehört der Baugeschichte an. Doch die Konstruktionen faszinieren noch immer, jeder Ingenieur lernt sie, und hier und da werden sie aufs Neue realisiert. Als im vergangenen Jahr sein 100. Geburtstag zu begehen war, organisierten deshalb das Instituto d´Arte Moderne (IVAM) in Valencia und die Universidad Nacional Autónoma von Mexiko eine Ausstellung über Candelas Gesamtwerk, die nun auch nach Deutschland gekommen ist. In Zusammenarbeit mit dem Institut für Bauingenieurwesen der TU Berlin und dem Deutschen Museum wurde die in Berlin von Annette Bögle, in München von Dirk Bühler kuratierte Ausstellung ins Deutsche übertragen. Professor Mike Schlaich, der die Bauten Candelas in Mexiko bereist hat, steuerte aktuelle Fotos der Projekte bei. Doch beschränkt sich die Präsentation »Felix Candela – Künstler der Konstruktion« nicht auf eine Bilderschau, sondern macht mit anschaulichen Prinzip-
skizzen und Baustellenfotos die Konstruk- tionsweisen nachvollziehbar.
Nach der ersten Station an der TU Berlin ist die Schau, durch zahlreiche Modelle ergänzt, nun im Deutschen Museum in München zu sehen.
Bis 22. Mai. Deutsches Museum (Vorraum der Bibliothek), Museumsinsel 1, 80538 München, tägl. 9-17 Uhr. www.deutsches-museum.de
Aktuelles Heft
Titelbild db deutsche bauzeitung 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
MeistgelesenNeueste Artikel
3 Saint Gobain Glass
Eclaz

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de