~Claus Käpplinger
Raumentdeckungen bietet die neueste Gebäudetransformation der Architekten Chestnutt-Niess in überaus großer Dichte an. Die Halle 10 der früheren Schwartzkopff´schen Lokomotivenfabrik in Wildau nahe Berlin verwandelten sie nicht nur in die Bibliothek (IKMZ), sondern auch in die Mensa und Cafeteria der Technischen Fachhochschule. Mutig ergänzten sie den backsteinernen Bestand aus der Zeit um die Jahrhundertwende um eine weitere Gebäudeachse und eine neue mächtige Stirnseite, die ursprünglich zwar geplant, doch nie gebaut worden waren. Sensibel aber unübersehbar setzten sie mit Eisenoxid-Pigmenten gefärbten Beton ein. Auch im Innern verwendeten sie diesen Baustoff für neue Galeriegeschosse, die nun den überaus luftigen wie lichterfüllten Hallenraum eindrucksvoll einrahmen.
Leicht fällt im Gebäude die Orientierung zu den drei sehr unterschiedlichen Funktionsbereichen, zu Mensa und Cafeteria im Erdgeschoss und über eine elegante Wendeltreppe zur Bibliothek darüber. In deren mächtiger Pfeilerfront an der Stirnseite wurden – weder von innen noch von außen wahrnehmbar – die Kamine von Küchen und Heizung integriert. Spuren des früheren Gebrauchs der Halle finden sich, bewahrt wie Spolien, wiederkehrend in den Oberflächen der neuen Räume, die sehr unterschiedliche Atmosphären besitzen. Um die Weite der früheren Halle immer wieder von Neuem erfahrbar zu machen, wurde das heterogene Raumprogramm überaus kompakt organisiert. Fast erhaben wirkt der kommunikativ gestaltete Lesebereich, der zum Wandeln und Griff zu den Büchern geradezu einlädt, wo Nischen und Plätze sich für Einzellese- oder Gruppenarbeitsbereiche anbieten. Viele Ausblicke und Einblicke erlaubt das Gebäude, das nächtens weit auf seinen Campus ausstrahlt und das unbestreitbare kommunikative Zentrum des neuen Ortes der Wissensgesellschaft ist.
Standort: Bahnhofstraße 1 Architekten: Chestnutt_Niess, Berlin Fertigstellung: September 2007
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