~Harald Gregor, Karlsruhe
Zu unserer täglichen Arbeit gehört es, gebaute Architektur in Worte zu verwandeln. Claas Gefrois Artikel »Käfer statt Vögel« dagegen inspirierte einen Leser so stark, dass er aus dem geschriebenen Wort wieder ein dreidimensionales Werk machte: Er baute nach den Beschreibungen und Plänen ein 1:50-Modell des Hauses. Wir sind beeindruckt – und Sie hoffentlich auch. ~red
Ich beziehe mich auf das Projekt »Einfamilienhaus in Hamburg« Ihrer db-Oktoberausgabe, 143. Jahrgang. Unter dem Themenschwerpunkt »Holz angemessen« hat Herr Claas Gefroi das Haus der Familie Wachsmuth – irgendwo in den nordöstlichen Walddörfern Hamburgs – beschrieben. Dies mit einer solchen Sprachpräzision, einer unprätentiös sicheren Wortfindung, sodass es für Leute mit Lust an Sprache eigentlich ein Geschenk ist, diesen Text zu lesen. Was er damit erreicht, ist eine zärtlich-präzise Raum-Erfassung, die über das Ganze eine erfrischende Poesie legt. Ich habe noch nie eine so treffende Architekturbeschreibung gelesen. Er traut sich als Kritiker, Ausblick zu wagen, zu fördern und zu ermuntern. Er begeistert sich für eine völlig offene – womöglich erst noch im Entstehen begriffene – Entwurfshaltung. In diesem Falle verdinglicht durch die (noch jungen) Architekten Kraus Schönberg. So, wie er diese Begeisterung transportiert, ist sie ansteckend. Er ist sich sicher, mit diesem Bau ein Kleinod gefunden zu haben: eine Ikone aus Körper, Raum und Licht.
Nachteil: Nach umfassender Beschreibung des gewählten Tragwerks, seiner ökologischen, brandtechnischen, konstruktiven und finanziellen Vorzüge werden auch seine funktionalen und ästhetischen Qualitäten genannt – allerdings mit dem Verweis auf einen einzigen Nachteil, nämlich dem, dass die gewählte Raumkonfiguration endgültig ist (das Skulpturale einer Konstruktion?) und also während der Planung endgültige Zustimmung erzwingt. Eine taktische Leistung: Alles hat Mängel, also auch eine Ikone. Aber eben nur diesen einzigen, wohl verzeihlichen.
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Trockene Socken
