1 Monat GRATIS testen, danach für nur 6,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Wechselbad

Allgemein
Wechselbad

~Alex Haw

Wenn die britische Architekturkönigin Zaha Hadid mit einer neuen Galerie für einen der königlichsten Londoner Parks, den Hyde Park, beauftragt wird, sind die Erwartungen hoch. Nahe beim Stammhaus, der Serpentine Gallery, erweitert die neue Sackler Gallery seit Oktober das sogenannte Magazine Building von 1805. Der Bestand wurde im Zuge des Neubaus renoviert. Im Mittelpunkt jedoch steht der neue verglaste Mehrzweck-Pavillon mit weißem Dach, das in kräftigem Schwung auf der westlichen Seite des Magazins herunterfließt. Die Konstruktion des Dachs ist ein Meisterstück, ein höchst skulpturaler Ringanker aus GFK-bekleideten Bindern, der an drei Stellen kurz den Boden »küsst« und dabei unterschiedliche Ausblicke rahmt. Deutlich weniger enthusiastisch wirkt allerdings die Bewegung, mit der er über das Dach des Altbaus kriecht.
Das gedämmte Dach aus PTFE ist über fünf inneren Stützen abgehängt. Sie bestehen aus gewalztem Stahlblech, dessen Kanten sorgfältig mit GFK umleimt wurden, und sind jeweils von einem Oberlicht gekrönt. Das einfallende Nordlicht bringt den Raum in der Tiefe zum Leuchten. Das gleichmäßige Raster der Stützen schräg zum bestehenden Gebäude ruft zwar den militärischen Kontext in Erinnerung, mag aber nicht so recht zur befreiten Komplexität des Dachs passen. Auch die Verglasung ist überraschend regelmäßig: Die freien Formen eines früheren Planungsstadiums wandelten sich unter dem Kostendruck zu einfachen geklebten Gläsern mit geraden Linien und Krümmungen mit einem einzigen Radius.
Die Detaillierung der GFK-Verkleidung ist teilweise atemberaubend – das sind die brillanten Momente des Baus. Hier lohnt sich ein genauer Blick; an anderen Stellen weniger, etwa wenn die innere Bespannung Falten wirft oder an Stellen, wo die Dämmung ungeschickt zwischen Dach und Glas gestopft wurde.
Wenig wirkungsvoll ist auch die Stelle, an der sich das Gebäude viel zu dicht an die Hecke drängt – ausgerechnet an einem der drei Punkte, wo das Dach mitsamt sichtbarer Entwässerungskante den Boden berührt. Für Besucher bleibt nur ein schmales Stückchen Weg. Es scheint fast, als sei dieser Erweiterungsbau zu klein für das, was er will – er wirkt wie ein angriffslustiges Tier, gefangen und ungraziös.
Es wäre jedoch unfair, das Gebäude zu sehr unter Beschuss zu nehmen, denn immerhin wagt es, den britischen Kanon zu verlassen, nach dem Ergänzungen historischer Bausubstanz stets rational und kubisch zu sein haben. Wohl nicht viele Architekten werden es wirklich in ihr Herz schließen – doch kommen bereits jetzt die Fans in Massen.
Aktuelles Heft
Titelbild db deutsche bauzeitung 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
MeistgelesenNeueste Artikel
3 Saint Gobain Glass
Eclaz

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de