1 Monat GRATIS testen, danach für nur 6,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Surreale Dinge (Frankfurt a. M.)

Allgemein
Surreale Dinge (Frankfurt a. M.)

~Franziska Puhan-Schulz

Ein Hummer als Telefonhörer, ein Tisch mit Vogelfüßen, ein Mannequin im Vogelkäfig – es gehe den Künstlern des Surrealismus darum, das Unbewusste, Unwirkliche, Traumhafte sichtbar zu machen, sagt Schirn-Direktor Max Hollein. Anlässlich ihres 25-jährigen Bestehens konzentriert sich die Schirn Kunsthalle in der umfangreichen Ausstellung erstmals mit rund 180 Objekten von 51 Künstlerinnen und Künstlern ausschließlich auf die dreidimensionalen Arbeiten der Surrealisten. Im Vergleich zu den bekannten mystischen bzw. mit Pathos aufgeladenen Bildern wirken die surrealistischen Objekte z. T. verspielter und ironischer. Die Künstler arbeiten vorwiegend mit Alltäglichem und Banalem vom Flohmarkt oder aus dem eigenen Haushalt. Oft sind es ganz einfache Kombinationen, die zu einer Verfremdung des Alltäglichen führen: Ein mit flachen Schwämmen bedeckter Regenschirm (1940) von Wolfgang Paalen oder das kleinste Objekt der Ausstellung von Picasso: ein Figürchen gedreht aus dem Draht um einen Champagnerflaschenkorken mit einem Rock aus Silberfolie (1938).
Zu den in der Schirn ausgestellten Künstlern zählen sowohl populäre wie Salvador Dalí, Marcel Duchamp, René Magritte, Man Ray und André Breton, der 1924 mit seinem »Surrealistischen Manifest« den Grundstein der Bewegung legte, als auch Künstlerinnen und Künstler, die es neu zu entdecken gilt. Nicht mehr existente Werke werden auf Fotografien gezeigt, wie die durch 16 Künstler verwandelten Schaufensterpuppen (1938), welche surrealistische Methoden wie Kombinatorik, Verschleierung und Enthüllung wiedergeben.
Das Besondere dieser Ausstellung ist nicht nur der Fokus auf die Objekte, sondern v. a. deren Präsentation: Ingrid Pfeiffer, die Kuratorin wollte keine üblichen Podeste mit Glashauben. In Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer Ausstellungs-Architekten Karsten Weber wurde eine Ausstellungsgestaltung entwickelt, welche die Besucher durch mehrere große Zimmer führt, deren Wände mit dunkelrotem Samt bespannt sind. Jeder Raum hat ein Thema: Adam und Eva, Körper (speziell der weibliche), Konstruktion, Metamorphose, Schachteln/Boxen und das Wohnzimmer. Im »Wohnzimmer« steht beispielsweise Meret Oppenheims Tisch mit Vogelfüßen neben Leonor Finis Korsettstuhl (1939). Die Objekte sind auf abstrahierten schwarzen Möbeln – halbrunden Tischen, Sockeln, Schränkchen und Sideboards zu sehen. Damit sie dennoch geschützt sind, stehen die Möbel auf farblich angepassten Podesten. So wird dem Betrachter ein unmittelbarer Blick auf die Objekte gewährt. Farbigkeit der Wände, Beleuchtung und Möblierung schaffen eine eigentümliche Salonatmosphäre der 30er Jahre. Die Raumbühne, die die Objekte zur Entfaltung ihrer Wirkung bedürfen, ist somit gelungen und 3 m breite Durchgänge zwischen den Räumen sorgen dafür, dass der Besucherstrom stets im Fluss bleibt.
Die beschriebene Präsentation folgt der Inszenierungsweise in den historischen, von Surrealisten selbst gestalteten Ausstellungen, die auf dokumentarischen Fotografien in der Schirn-Rotunde zu sehen sind. Dort ist auch die Geschichte des Phänomens Surrealismus und erstmals die Rolle der Objekte in zahlreichen surrealistischen Gruppenausstellungen übersichtlich dokumentiert.
Bis 29. Mai. Schirn Kunsthalle Frankfurt, Römerberg, Di, Fr-So 10-19, Mi-Do 10-22 Uhr, Katalog 39,80 EUR, www.schirn.de
Tags
Aktuelles Heft
Titelbild db deutsche bauzeitung 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
MeistgelesenNeueste Artikel
3 Saint Gobain Glass
Eclaz

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de