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Stehplatz in zweiter Reihe

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Stehplatz in zweiter Reihe

~Rosa Grewe

Das »PalaisQuartier« mitten in Frankfurt a. M. wurde vom Bauherrn MAB Development zunächst als »Frankfurt hoch vier« projektiert, schließlich besteht das Bauensemble aus vier Bauaufgaben, nämlich dem rekonstruierten Thurn und Taxis Palais, einem Bürohochhaus (nextower), einem Hotelturm (der arabischen Luxushotel-Kette Jumeirah) und einer Ladenpassage (MyZeil). Bis auf Letztere lag die Planung bei KSP Jürgen Engel Architekten; die Ladenpassage plante Massimiliano Fuksas. Beide Architekturbüros hatten es schwer mit dem Areal: Die Erwartungen des Bauherrn an die Flächenausnutzung direkt an der Zeil waren hoch, und die daraus resultierenden Abstände und städtebaulichen Proportionen sind nun wenig gelungen. Dabei sah der Wettbewerbsentwurf vielversprechend aus, obwohl auch er klar erkennen ließ, dass das geforderte Bauvolumen zu groß war, um es in das enge und oft überlaufene Nadelöhr zwischen Zeil und Hauptwache angemessen eingliedern zu können. Vorgesehen waren damals die Staffelung der Volumen als Punkthochhäuser in die Tiefe des Baufelds und am hinteren PalaisEntree ein kleiner Vorplatz samt Gasse, entlang der die Hochhäuser und das Einkaufszentrum erschlossen werden sollten. Das sorgte zwar für eine dichte, aber relativ niedrige und klar sortierte Verteilung der Baukörper auf dem Areal. Doch der Bauherr strebte im weiteren Planungsprozess eine stärkere Verdichtung der Bebauung und einen um rund 30 m höheren Turm an. So gingen mit der Planungszeit die städtebaulichen Qualitäten des Wettbewerbentwurfs verloren. Sebastian Tokarz, Pressesprecher von KSP, sagt dazu: »Das PalaisQuartier zeigt, was herauskommt, wenn der Bauherr und die Stadt sich nicht an ihre ursprünglichen Vorgaben halten, die einst zum prämierten Wettbewerbsergebnis geführt haben.« Die hinteren Türme entfielen ganz, dafür wurden die vorderen erhöht. Die ehemals klar abgrenzbaren Baukörper fließen nun als gläserne Gebäudemassen ineinander und stoßen auf die karge Rückseite eines Kaufhauses. Dem in seiner äußeren Erscheinung rekonstruierten Palais fehlt der Freiraum nach hinten. Der Zugang zum jüngst eröffneten Fünf-Sterne-Hotel und zum Büroturm daneben schrumpfte zur Hinterhofsituation zusammen. Die Adressbildung ist sowohl städtebaulich als auch für die Vermarktung der Büroflächen ein zentrales Problem. Beide Türme stehen in zweiter Reihe, und der Vorplatz neben dem Palais ist durch den klobigen Bau einer breiten Tiefgarageneinfahrt versperrt. In der Architektur von Türmen und Einkaufszentrum entschieden sich die Architekten für den starken Kontrast zum Rekonstruierten, was dem Palais ein wenig Luft verschafft. Die Untergliederung des 129 m hohen Büroturms in schmale vertikale Gebäudestifte schafft hier mehr Leichtigkeit in der Masse und eine hohe Aufenthaltsqualität im Innern, bedeutet allerdings auch kleinere Büroflächen mit einem hohen Anteil an Erschließungszonen. Die Fassade selbst war im Wettbewerb noch ruhig und geradlinig modern. Doch der Bauherr verlangte nach mehr Ausdruck und Zeichenhaftigkeit, und so plante man in einem weiteren Wettbewerbsverfahren eine geknickte, auffällig gegliederte Glas-Aluminiumfassade in dekonstruktivistischer Manier. Auch wenn sie nicht zur Beruhigung des städtebaulichen Bilds beiträgt, bildet sie immerhin einen Sockelbereich aus und ist im Stadtbild wiedererkennbar.
Geplant sind nach dem Hochhausentwicklungsplan der Stadt Frankfurt auf den benachbarten Arealen drei weitere, niedrigere Wohnhochhäuser – sofern die Stadt und die Investoren nicht von der Strategie hoher Verdichtung und maximaler Flächenausbeute ablassen.
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