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Stadttagebücher

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Rom, Venedig, Warschau, Singapur, Kuala Lumpur (…), Barcelona, Genf, Brüssel, London. Von Hans Dieter Schaal. 647 Seiten, 79 Euro. Edition Axel Menges, Fellbach 2010

~Christian Holl

Hans Dieter Schaal ist ein Pionier. Architektur, Stadtraum, Theaterbühne sind ihm Gegenstand der poetischen Reflexion von Geschichte, von Beziehungen zwischen Menschen und dem, was sie an Spuren hinterließen. Er verknüpft in seiner Arbeit Elemente und Fragmente aus Städten, Landschaften und Gebäuden, er tut dies unbeirrt jenseits von Moden. Schaal ist Architekt, Künstler, Bühnenbildner. Seine Arbeit führte in den letzten 15 Jahren u. a. nach Rom, Warschau, Moskau, Singapur, Los Angeles und Kuala Lumpur. Über diese Reisen hat er Buch geführt, sorgfältig und ausführlich. Man begleitet Schaal auf seinen Wegen, in Frühstücksräume, durch Straßen und Museen, man nimmt an den Verabredungen und zufälligen Begegnungen teil, erfährt von den Gedanken, die sich Schaal über Häuser, Inszenierungen und Menschen macht. Und man lernt, dass Schaals Raumbilder, die sich in seinem Schaffen wiederfinden, aus einer genauen und intensiven Beobachtung speisen, die er auf diesen Reisen macht.
Ein Literat ist Schaal nicht. Man muss wohl ein ausgesprochener Fan von ihm sein, um seine fast 650 Seiten Reiseaufzeichnungen zu bewältigen. Das Buch, das in gestraffter Form, in einer präziseren Zuordnung von Text und Bild so wundervoll hätte werden können, leidet an drei wesentlichen Mängeln. Das Lesen wird einem schnell durch banale und abgegriffene Alltagsformulierungen verleidet, »Ich« ist wahrscheinlich eines der am meisten verwendeten Wörter, der Satzbau ist mitunter holprig. Dazu ist der Text sehr langatmig. Nicht immer interessiert das Wetter, die Bedienung, die Haarfarbe des Gegenüber. Interessantes wird zwischen viel, allzuviel Banalem versteckt. Und leider hört Schaal oft dort auf, wo es wirklich spannend wird: Was genau versteht er denn nun nach seinem Besuch in Tel Aviv von Schönbergs »Moses und Aaron« besser, was erschließt sich ihm denn nun von Libeskinds und Gehrys Entwürfen, was ihm vorher scheinbar verschlossen blieb? »Sie wollen Symbole schaffen, (…) mit unterschwelligen Bezügen zu anderen Realitäten, (… ) zu menschlichen Gefühlen wie Angst, Ekstase, Glück oder Freude«: Das sollte 2000, als Schall es notierte, nicht mehr neu gewesen sein. Es mag sein, dass ihm selbst die festgehaltenen Gedanken reichen, um sich Sachverhalte und Ideen wieder vergegenwärtigen zu können, der Leser kann nur spekulieren. Schaal hat sich mit diesem Buch keinen Gefallen getan.
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