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Piano meuchelt rudolph nicht

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Piano meuchelt rudolph nicht

Dass es bedeutsame Bauten aus der Mitte des 20. Jahrhunderts in den USA nicht leicht haben, ist nichts Neues. Dass nun ein europäischer renommierter Architekt daherkommt und sich seinem Bauherrn so weit unterwirft, um den Bau eines seiner architektonischen Vorbilder abreißen zu wollen, damit sein eigenes (Mega-)Projekt die nötige Wirkung erhält, stellt allerdings eine neue Dimension dar. Renzo Piano, der dafür bekannt ist, seine Architektursprache dem jeweiligen Ort anzupassen, ist in letzter Minute und nach heftigen Protesten von Denkmalschützern aus einem Projekt in Boston ausgestiegen. Mit einem 80-geschossigen Gebäude hatte er das Grundstück 133 Federal Street überplant – wie gewohnt sollte es umweltverträglich sein, mit einem Dachgarten. Der Projektentwickler, Steve Belkin, wollte in der Nachbarschaft weiterer Hochhäuser verständlicherweise das meiste aus dem Grundstück herausholen – mit der ausdrücklichen Unterstützung des Bürgermeisters Thomas Menino übrigens, der seine Vision von Boston als »Zentrum zeitgenössischer Architektur« verwirklicht sehen will.

Dummerweise steht an dieser Stelle nun aber das »nur« 13 Stockwerke hohe »Blue Cross/Blue Shield Building«, das Paul Rudolph 1960 als ersten Bau der Moderne in der City von Boston baute und das mit massiv profilierten, nach außen gelegten doppelten Betonstützen nicht unbedingt sofort als modernes Denkmal erkennbar ist. Paul Rudolph schwamm damit wie so oft gegen den Strom, der 1960 in glattem Glas und Stahl floss.
Renzo Piano merkte bei seinen Planungen selbst, dass sein Gebäude zu groß für die Umgebung wurde. »Ohne große Freifläche wird der Turm zu aggressiv, und nur ein Abriss des Rudolph-Gebäudes ermöglicht einen solchen großen städtischen Platz«, kommentierte er laut New York Times. Doch zu seinem endgültigen Abschied vom Projekt bedurfte es noch der lauten Proteste von Docomomo, einer internationalen Organisation, die sich um die Erhaltung moderner Bauten bemüht, und des Einspruchs der Boston Landmarks Commission, die Bauherrn und Architekt eine 90-tägige Besinnungs- und Überarbeitungsfrist aufbrummte. Dass Renzo Piano vom Projekt zurücktrat, ficht den Bauherrn nicht an: Das zweitgrößte Bostoner Architekturbüro »CBT wird [nun] Pianos Entwurf einarbeiten und nach Bedarf verfeinern«. Und hoffentlich verbessern, so dass nicht mehr zwingend ein Klassiker geopfert werden muss, um einem nicht besonders aufregenden Wolkenkratzer zur gewünschten Wirkung zu verhelfen. ~red
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