Petersburger Schlittenfahrt

Dominique Perrault wird die Erweiterung des St. Petersburger Mariinskij-Theaters nicht fertig bauen. Die Zusammenarbeit wurde Ende Januar aufgekündigt. Offiziell trennte man sich einvernehmlich, die inoffiziellen Versionen reichen von Rausschmiss durch die russische Baudirektion bis Lösung des Vertrags durch Perrault, der immer wieder (gezielt?) auftretende Verzögerungen und Streitereien mit den russischen Beteiligten nicht mehr hinnehmen wollte.

Im Juni 2003 hatte Perrault den internationalen Wettbewerb für das Theater gewonnen, das von einer spektakulären goldenen Wabenstruktur umhüllt werden soll. Im September 2006 wurde eine verkleinerte Version zur Baugenehmigung eingereicht. Ende Dezember ließ die zuständige Behörde den Planern ein »Negatives Gutachten« zukommen, in dem beispielsweise die Tragfähigkeit bei Schneelast, das Lüftungssystem, das Sicherheitskonzept für Brandfälle und die Kosten bemängelt werden. Außerdem wurden den Tragwerksplanern »Unstimmigkeiten in der statischen Bearbeitung« vorgeworfen.

Sowohl Perrault als auch die Tragwerksplaner, Bollinger + Grohmann aus Frankfurt, haben sich zum Vorgehen der Bauherrenseite verärgert geäußert: »Die von … [uns] bei der Genehmigungsbehörde eingereichte Planung entspricht in allen Teilen den russischen Vorschriften«, schreiben etwa Bollinger + Grohmann in einer Presseerklärung. Dafür habe das Büro eng mit einem zusätzlich beauftragten russischen Planungsinstitut zusammengearbeitet. Dieses habe »die Ergebnisse der Berechnungen der Golden Shell in einer unabhängigen Vergleichsrechnung überprüft und offiziell bestätigt«.

Dominique Perrault seinerseits hat den Verdacht geäußert, dass mit dem Gutachten ein Anlass für die Beendigung der Zusammenarbeit geschaffen werden sollte. Das scheint sich zu bestätigen: Nach der Kündigung wurde die Ausführungsplanung an russische Planer übergeben. Detailplanung und Bauleitung sollen nun unter russischen Firmen erneut ausgeschrieben werden. Perrault behält an dem Projekt die Autorenrechte und eine so genannte »Autorenaufsicht«. ~red