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Paul Bonatz 1877-1956 (Frankfurt a. M.)

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Paul Bonatz 1877-1956 (Frankfurt a. M.)

~Franziska Puhan-Schulz

Nach fast zehnmonatiger Schließung eröffnet das sanierte DAM mit der Paul Bonatz´ Retrospektive. Die Auseinandersetzungen um das Neubauprojekt »Stuttgart 21« haben den »wichtigsten Bau von Paul Bonatz in ganz Europa bekannt gemacht«, so Wolfgang Voigt, der Kurator der Ausstellung. In seinen Augen in gewisser Weise ein Glücksfall für die von langer Hand geplante Werkschau. Klassisch streng gehalten ist die Ausstellungsinszenierung mit Plänen, Bauzeichnungen, Skizzen, mit wunderbaren Modellen (aus den Werkstätten der Architekturfakultäten Stuttgart und Hannover) und aktuellen Aufnahmen, die den historischen Fotos erläuternd zur Seite gestellt werden. In Vitrinen finden sich Briefwechsel und Zeitdokumente, wie z. B. Märklin-Modellkataloge, die die Popularität des Stuttgarter Bahnhofs (1911-28) dokumentieren. Der Monumentalbau mit seinen rasterartigen Fensterreihen und dem Verzicht auf Ornamentik einerseits und traditionalistischen Motiven wie den ägyptisierenden Pfeilerarkaden und dem staufisch anmutenden Turm andererseits verdeutlicht, wie Bonatz einen Weg zwischen Moderne und Historismus gefunden hatte. In der Debatte um »Stuttgart 21« gibt sich das DAM neutral: Vertreter beider Seiten sind zu Vorträgen eingeladen. Die ansonsten historische Betrachtung soll, laut Voigt, garantieren, dass das gesamte Werk von Paul Bonatz wahrgenommen wird. Welche Offenheit der Architekt aufbrachte, zeigt beispielsweise sein nüchtern expressionistisches Hochhaus für den Stumm-Konzern von 1921. Staustufen entlang des Neckars und Brücken in den 20er und 30er Jahren zeigen den funktionalistischen Giganten, der auf unterschiedliche, die Umgebung einbeziehende, Gestaltung setzte. Das Kunstmuseum Basel (1931-36) hat ihn wiederum wegen der Umformung italienischer Frührenaissance in eine klassische Moderne international bekannt gemacht. Im Dritten Reich war die Verlockung der »großen Aufgaben« zunächst stärker als die politischen Zweifel – wenngleich er bereits 1939 im Entwurf des neuen Münchener Hauptbahnhofs den Stuttgarter Bahnhof als Größenvergleich und Kritik am Gigantismus der Metropolenprojekte Speers einzeichnete. Nach einem Gastauftrag in der Türkei, von dem er 1944 nicht zurückkehrte, mündete diese Kritik an Qualität und Maßstab der NS-Architektur im Exil. In Istanbul durfte er wiederum »mitspielen«, wurde 1946 auf einen Lehrstuhl an der TU berufen und errichtete die Oper in Ankara. Die letzte Ausstellungsetappe widmet sich Bonatz´ Spätwerk, der sogenannten »konservativen Strömung« im deutschen Wiederaufbau. Konsequent zeigt die Schau im DAM seinen Weg zwischen den Extremen – Baukunst zwischen Klassizismus, moderater Moderne, Bautradition und Landschaftsbezug oszillierend.
Bis 20. März.. Paul Bonatz 1877-1956. Leben und Bauen zwischen Neckar und Bosporus, DAM, Schaumainkai 43, 60596 Frankfurt a. M., Di-So 11-18, Mi bis 20, So bis 19 Uhr, sorgfältig recherchierter zweisprachiger Katalog, 35 Euro, www.dam-online.de
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