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leserbrief zu db 5/09, kommentar
~Ludger Dederich, Bonn
Als jemand, der die Beethovenhalle bislang nicht wenig in Anspruch genommen hat, kann ich Wolfgang Pehnt folgen, würde sogar noch einen Schritt weitergehen: Der Wolske-Bau ist neben dem Umbau der Pädagogischen Akademie zum Bundeshaus von Hans Schwippert Ausdruck der Bonner Republik, die sich in Bescheidenheit etabliert hatte und sich durch Bescheidenheit in der Architektur ausgezeichnete. Bescheidenheit lässt sich mit einer bestimmten Form von Maßstäblichkeit übersetzen, von der man sich in Bonn mit einem der prämierten Neubauentwürfe für die Beethovenhalle allerdings definitiv verabschieden würde. Für Bonn, dieses Bundesdorf am Rhein, ist der Architekturmaßstab Bescheidenheit nicht nur in den fünfziger Jahren angemessen gewesen, sondern wäre es heute noch. Schon Eiermanns Langer Eugen störte, ohnehin das Stadthaus und umso mehr der Post-Tower von Jahn. Allerdings stehen Letzterer und die sich am Rheinufer abzeichnende neue Beethovenhalle für den Wandel Bonns von der Bundespolitikverwaltungsstadt zum Standort global agierender Dienstleistungsunternehmen.
Es bleibt ein nahezu unmögliches Unterfangen, ehedem sinnvolle (Wert-)Maßstäbe mit dem beständig notwendigen Aufbruch ins Neue in Deckung bringen zu wollen. Gescheiter wäre es vielleicht, die Gegensätze aushalten zu lernen, was Wertkonservativen (bekanntermaßen) nicht leicht fällt. Dennoch brauchen wir deren Einwände, damit wir uns nicht in der Diskussion um allein ästhetische Konzepte ohne Bezug zu den Menschen verlieren. Es geht nicht darum, Neues zu verhindern!
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