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Haus mit Hütchen

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Haus mit Hütchen

~Hartmut Möller

Zugegeben, die Architektursprache der Mendini-Brüder ist nicht jedermanns Sache. Und es wird gewitzelt, ob die beiden Italiener die letzten dreißig Jahre im Eisfach verbracht und das Ende der Postmoderne noch gar nicht mitbekommen haben. Ihr Studio ist auch eher für verspielte Designentwürfe bekannt – wie zum Beispiel den Korkenzieher in Frauengestalt namens »Anna G.« aus dem Jahre 1994. Tatsächlich bauen die Mendinis mehr als gemeinhin angenommen – natürlich in Italien, aber auch in Japan, Korea und in Deutschland.
Jüngst erweiterten sie das Medienzentrum in Hannovers »Problembezirk« Steintor mit einem fünfgeschossigen Neubau um 2600 m². Die Stadtväter versuchen schon seit langer Zeit, das Rotlichtviertel aus der Schmuddelecke herauszuholen. Frank Gehry hat hier einen Büroturm für den hannoverschen Nahverkehr gebaut. Klubs, Restaurants und Bars nach Hamburger Kiez-Vorlage wurden angesiedelt. Wie die Nord/LB am Aegidientorplatz soll nun am Steintor das Medienzentrum zum Motor urbanen Lebens werden.
Rund 700 Personen arbeiten in diesem Gebäude. Mit von der Partie sind neben dem größten hiesigen Zeitungsverlag auch Fernseh- und Radiosender. Die Architektur mit ihren goldenen Spitzen, der meergrün schimmernden Fassade, den gelben Quadern und den orangefarbenen Torbögen mitten im eher tristen Stadtbild lässt sich kaum anders als mit dem Prädikat »mutig« bezeichnen. Die Nutzer jedenfalls finden die Entwurfshaltung der beiden Mailänder sympathisch, die in einer ihrer Meinung nach sehr gewalttätigen, schwierigen und traurigen Welt mit ihren Objekten eine positive, fröhliche und leichte Atmosphäre schaffen wollen. Den Kleinsten gefällt es durchaus; folgerichtig sind die Architekten mit ihrem Werk zufrieden: »Wenn Kinder ein Gebäude mögen, dann ist es gelungen. Kinder sind gute Richter, die einzig wichtigen.« Leider kann ein Gebäude anders als ein Korkenzieher nicht einfach in der Schublade verschwinden, wenn man sich satt gesehen hat. Und so bleibt abzuwarten, ob sich der Bau auf Dauer gegen die Konkurrenz in unmittelbarer Nähe behaupten kann oder doch zur Nervensäge gerät. Auf engstem Raum stehen am Steintor hundert Jahre Architekturgeschichte: Angefangen bei der von Koch + Panse herrlich restaurierten »kestnergesellschaft« in feinstem Jugendstil, vorbei am expressionistischen »Anzeiger«-Hochhaus von Fritz Höger, einer denkmalgeschützten Sparkasse aus den fünfziger Jahren bis zum Neuen Steintor von Gottfried Böhm … und dem 1994er Busstop – von den Mendinis.
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