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eS WERDE STILLE

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eS WERDE STILLE

Die Geschichte – seit Wochen durch alle Feuilletons kolportiert – hat zweifellos das Zeug zur Legende. Ein Landwirt, der auf seinem Grund eine Kapelle errichten möchte, ein berühmter Schweizer Architekt, der nach einem längeren Prozess des sich Annäherns von Idee und Anliegen überzeugt, ohne Honorar einen Entwurf dafür macht, eine engagierte Gruppe von Menschen, die meistenteils in Selbstbauweise ein eigentümliches Bauwerk errichten. Und hier hört die Legende auf, beginnt die eher unerfreuliche Geschichte. In Scharen fallen seit wenigen Wochen Architektur»gläubige« über den eigentümlichen Betonblock in der Eifeler Wiese her. Was die einen aus Sehnsucht nach Einkehr und Ruhe – hoffentlich irgendwann einmal – in diesen Andachtsraum leiten wird, scheint bei den augenblicklich vorherrschenden Besucherströmen eher die Sehnsucht danach, durch kurzes – meist lautes – Verweilen, ein wenig davon zu erleben und erfahren, was sie in ihrem alltäglichen Architektendasein selbst nie oder nicht mehr entwerfen durften – oder je konnten. Fast rührend muten die handgeschriebenen Hinweise an, die um solche Selbstverständlichkeiten wie Ruhe, angemessenes Verhalten und darum, die Fahrräder vor dem Kapellenbereich abzustellen, bitten. Und drinnen, in dem für nur eine Person gedachten Andachtsraum erklären sich vier bis fünf in elegantes Designerschwarz gekleidete Entwerfer gegenseitig die konstruktiven Besonderheiten.

Wieder einmal, wie schon bei Sogn Benedegt im schweizerischen Sunvitg, hat Peter Zumthor mit einem sakralen Gebäude der Karte der Architekturlandschaft einen Ort eingeschrieben, von dessen Existenz bis vor einigen Wochen die wenigsten Menschen wussten.
In Wachendorf hat Zumthor – mehr noch als in Sunvitg – weniger ein Gebäude als einen Ort geschaffen, eindringlicher, intensiver als die hölzerne Kirche, einen eigentümlich eingehüllten Ort der Stille – wenn man sie denn erleben kann.
Aus einem verschobenen fünfeckigen Grundriss erhebt sich kantig der rötlich schimmernde, zwölf Meter hohe Betonmonolith aus den Wiesen. Seine vielseitige Ansicht lässt ihn mal massiv in der Landschaft verankert, mal steil in den Himmel ragend erscheinen, seine Bestimmung verrät sich nicht. Was von außen hermetisch abgeschlossen anmutet, stellt sich im Inneren als gewundener, nach oben offener, höhlenartiger Raum dar. Fast stoffgleich gefaltet, ragen die geschwärzten Wände in den Himmel, perforiert von den Ankerhülsen der Schalung, die mit Glaspfropfen geschlossen wie lichtbrechende Prismen im Halbdunkeln funkeln. Über allem liegt noch der Geruch des Köhlerfeuers, dem die innere Holzschalung und anschließend die Wände ausgesetzt waren. Bank, Kerzenhalter, eine Büste des Schutzheiligen, ein Rad als Symbol Gottes, mehr bedarf es nicht, denn der Raum selbst, weniger Architektur als begehbare Meditationsskulptur, ist von eindeutig sakraler Anmutung. ~elp
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