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DDR verschwindet weiter
Ein weiterer Ort der DDR-Dokumentation droht zu veröden: das auch international renommierte Dokumentationszentrum für Alltagskultur in der DDR (DOK) in Eisenhüttenstadt, das insbesondere Kunststoffgegenstände erforscht. Seit 1998 in den Händen eines Trägervereins und finanziert von Stadt, Landkreis Oder-Spree und Land Brandenburg, leisteten fünf Angestellte museale Arbeit: sammeln, bewahren, erforschen, darstellen. Ende 2012 stellte nun die verschuldete Stadt ihre Zahlungen ein, trotz zahlreicher Proteste, einer erfolgreichen Online-Petition und diverser möglicher Strukturmodelle seitens des Vereins zur langfristigen Sicherung und konzeptionellen Weiterentwicklung der Sammlung. Die Angestellten wurden entlassen, das DOK dem Stadtmuseum Eisenhüttenstadt angegliedert. Andreas Ludwig, bisheriger Direktor des Zentrums, zieht aus den Gesprächen mit den Geldgebern den Schluss, dass diese eine Mischung aus Schulpädagogik und Kulturtourismus anstreben statt des bisherigen Konzepts, Alltagskultur als Teil von Gesellschaft zu betrachten und nicht die übliche politikgeschichtliche Aufarbeitung zu wählen. Das bedeutet zugleich die Entwertung des erreichten Arbeitsstands. Offenbar solle die bereits heftig kritisierte neue Kulturkonzeption im Land Brandenburg, ein »Sparpapier bei gleichzeitiger Ausweitung von Aufgaben (…), auf diesem Wege exekutiert werden«. Was sich Ludwig wünscht, ist eine offene Debatte über die Konzeption des DOK und eine gemeinsame Finanzierung durch Land und Bund. Bis Ende 2014 wird die Stadt das Museum erst einmal als reine Ausstellung betreiben. Es steht zu hoffen, dass in der Zwischenzeit eine sinnvolle, tragfähige Lösung gefunden wird. ~dr
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