briefe zu db 12/08, »fragwürdig«

~Helmut Lölhöffel, Eurosolar

Ihr Beitrag »Fragwürdig« über eine hochinformative Veranstaltung in Berlin zum Thema Solares Bauen und Denkmalschutz gibt den Verlauf und die Ergebnisse verzerrend wieder. Eurosolar-Vorstandsmitglied Fabio Longo hat die Ziele und die Inhalte der Marburger Solarsatzung einleuchtend dargestellt und bei den anderen Podiumsteilnehmern wie im Publikum vorhandene Vorurteile weitgehend ausräumen können. Die Debatte hierüber verlief jedenfalls sachlich und ohne Schärfen.

Die vorgeführten Beispiele von solarthermischen und Photovoltaik-Anlagen auf Dächern oder an Fassaden denkmalgeschützter Gebäude waren tatsächlich nicht durchweg überzeugend. Bedenken Sie aber bitte, dass in Pionierphasen immer experimentiert werden muss, bevor ästhetisch perfekte Lösungen gefunden werden. Das müssten Sie (cf) als Technikredakteurin wissen.

Bei dieser Gelegenheit weise ich Sie darauf hin, dass die Europäische Vereinigung zur Förderung Erneuerbarer Energien Eurosolar e.V. in diesem Jahr einen ihrer Europäischen Solarpreise an den Vatikan vergeben hat. Das Dach der Päpstlichen Audienzhalle »Paolo VI.« in unmittelbarer Nähe des Petersdoms ist mit einer Photovoltaikanlage ausgerüstet worden, die als beispielhaft gelten darf. Sie wurde von Professor Livio de Santoli von der Universität Rom entworfen und am 26. November 2008 feierlich eingeweiht. Eurosolar-Präsident Hermann Scheer hielt auf Einladung des Heiligen Stuhls eine Rede. Die Auszeichnung mit dem Europäischen Solarpreis durch Eurosolar wurde damit begründet, dass sich diese Anlage nahtlos in die historische Architektur der Umgebung einfügt und ein Beispiel für die harmonische Integration von Solartechnik in denkmalgeschützte Gebäudeensembles gibt.

Unter der Überschrift »Fragwürdig« haben Sie einen Beitrag von »cf« veröffentlicht, der aus meiner Sicht in der Tat höchst fragwürdig ist. Denn die Autorin scheint bei der hervorragend besuchten und von vielen Seiten gelobten Veranstaltung zum Thema Solartechnik und Denkmalschutz zwar anwesend gewesen zu sein, hat aber den Ablauf einseitig und verfälschend dargestellt.

Der in diesem Artikel zitierte Vorwurf der »Öko-Diktatur« wurde während der lebendigen und kontroversen, aber immer sachlichen Podiumsdiskussion nicht erhoben. Es wird aber der Anschein erweckt, als sei dieser im hessischen Landtagswahlkampf von den Gegnern einer Erneuerung der Energielandschaft verwendete Kampfbegriff gefallen.

Auch die Darstellung der Marburger Solarsatzung, die übrigens noch nicht in Kraft ist, ist unkorrekt, da sie – wie bei dieser Veranstaltung ausdrücklich dargestellt – im historischen Altstadtkern Marburgs nur eingeschränkt gilt. Denn die Interessen des Denkmalschutzes haben Vorrang, wenn keine anspruchsvollen Lösungen der Solarintegration möglich sind.

Herausragende Kulturdenkmäler wie das Schloss werden von der Marburger Solarsatzung nicht berührt.

Im übrigen haben die Diskussionsteilnehmer am Ende durchaus einen Konsens gefunden: Dass es Möglichkeiten geben muss, ökologisches Bauen und Architektur unter ein Dach zu bringen. Sie sprachen sich gemeinsam dafür aus, einen Wettbewerb auszuschreiben.

Ich bitte Sie um Korrektur der fragwürdigen Passagen.