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architektur- meile des alltags

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architektur- meile des alltags

~Christian Holl

Stuttgarts Königstraße ist keine Fußgängerzone, die sich das Prädikat »architektonisch wertvoll« anheften darf. Behutsam wurde die Straße, vom Büro Günter Behnischs in den siebziger Jahren gestaltet, von Behnisch & Partner dann saniert. Weniger behutsam ging und geht man mit den Bauten um, die diese Straße flankieren. Die jeweilige architektonische Mode wird ohne große Raffinesse inszeniert und in schöner Regelmäßigkeit durch die neue ersetzt. Die Höhe der Investition, die benötigte Zeit für Um- oder Neubau und hin und wieder, wenn er sich durchsetzen darf, auch der Denkmalschutz sorgen dafür, dass diese Anpassung immer nur einzelne Gebäude betrifft. Die Straße ist dadurch zu einem kleinen Architekturmuseum des Alltags geworden, was ihr dann eben doch so etwas wie Charme verleiht. Die Exponate bleiben aber nur auf Abruf. Jüngstes Beispiel: das Haus mit der Nummer 5. Ein Bau aus den 1930er Jahren, viergeschossig, mit Natursteinfassade und Figurenschmuck im Stil der Zeit, wird abgerissen und durch einen Neubau ersetzt. Der hat eine großzügigere Erdgeschosszone, einen höheren Fensteranteil und die höhere Dichte wird durch Staffelgeschosse und eine geschosshohe Sichtblende verborgen. In der Anmutung seiner Steinhaut vage auf Architektur des Industriezeitalters und die Stadt der Gründerzeit anspielend, in kompakter Form, mit gefälliger Fassadendetaillierung, also eine typische Retroarchitektur ohne Ecken und Kanten. Sie verspricht die Illusion, dass das schöne Leben in der Vergangenheit bereits Wirklichkeit geworden war. Um dies zu erreichen, reduziert sie die Vergangenheit auf ein Bild, das derart unbestimmt bleibt, dass man nicht genau weiß, welche Vergangenheit gemeint ist. Wichtig ist dabei aber vor allem auch, wer über diese Bilder bestimmt und sie erstellt. Daher ist es auch nicht unerheblich, ob ein Gebäude abgerissen und durch ein anderes ersetzt wird, oder durch Anpassung und Umbau erhalten bleibt, sich den neuen Anforderungen also anpassen darf. Sicher, das alte Gebäude war kein architektonisches Glanzstück, das neue wird es auch nicht werden. Und es ist nicht neu, dass in der Stadt des Konsums kein Platz für Sentimentalitäten ist. Ein Umbau hätte das Haus jedoch für die Menschen der Stadt erkennbar gelassen. Eine Architektur, wie sie in der Königstraße 5 entsteht, ist hingegen nicht für die Bürger der Stadt gebaut.
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