Allgemein
Anders wohnen I
Schon gehört? Seit 1. Oktober sind Hausbesetzungen in Holland verboten. Während wir uns also von einem weiteren Holland-Klischee verabschieden müssen, kam schon vor 17 Jahren der BWL-Student Bob de Vilder auf die Idee, dass leerstehende Gebäude auch auf legale Weise wieder nutzbar gemacht werden müssten. Daraus entstand ein florierendes Unternehmen, das in Holland, Belgien, Frankreich, Großbritannien, Irland und nun auch bei uns zwischen den Eigentümern ungenutzter Bauten und Menschen mit Lust auf »Abenteuerwohnen« (Website) vermittelt. Ganz so abenteuerlich ist es nicht: Die Gebäude sind zwar mitunter durchaus ramponiert, aber zu den Zielen des Unternehmens »Camelot« gehört, solche Bauten wieder in einen repräsentativen Zustand zu versetzen. Schließlich geht es um den Werterhalt der Immobilie und darum, doch noch Käufer dafür zu finden. Renovierungsarbeiten oder eine richtiggehende Bewachung werden vom Bewohner allerdings nicht verlangt. Im Prinzip kann man dort wohnen wie überall sonst auch, ein Büro einrichten, kleine Feste feiern, in Urlaub fahren. In einem ausgedienten holländischen Finanzamt mit 70 000 m² Fläche etwa tummeln sich mittlerweile 70 Start-ups. Unterschiede zum »normalen« Mietverhältnis liegen in der regelmäßigen Besichtigung durch Camelot und in der vagen Befristung – man weiß nicht, ob man drei Monate oder zehn Jahre bleiben wird. Bei fehlenden sanitären Anlagen sorgt der Vermittler für den Einbau (mobiler) Einheiten. Bewohner und Eigentümer zahlen jeweils eine Verwaltungsgebühr: Das bedeutet für den sogenannten Wächter eine günstige Wohnmöglichkeit und für den Besitzer nach Berechnungen des Unternehmens eine Ersparnis von bis zu 100 000 Euro pro Jahr im Vergleich mit einem 24-Stunden-Wachdienst. Die Palette der Immobilien reicht vom Bürogebäude über Baudenkmale und Kirchen bis zu Stahlwerken. ~dr
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