Neue Galerie in Kassel von Staab Architekten

Zweifellos orientierte sich Heinrich von Dehn-Rotfelser bei seiner 1871-77 errichteten Galerie für den Landgrafen Wilhelm VIII. von Hessen Kassel an Klenzes Alter Pinakothek in München; der Grundstücksgröße angepasst entstand eine verkürzte Version mit weniger stark verspringenden Eckpavillons. Im Zweiten Weltkrieg bis auf die Außenmauern zerstört, wurde das Bauwerk 1974-76 wieder aufgebaut und von 2006-11 nun für 25 Mio. Euro saniert. Der Eingangsbereich im östlichen Kopfbau erstreckt sich über zwei Geschosse, wodurch sich beim Besucher ein angenehmes Gefühl von Großzügigkeit einstellt. Ausschnitte in den umfassenden Wänden gestatten Durch- und Einblicke in alle drei Ebenen und wecken die Neugierde. Das Verteilersystem ist dabei selbsterklärend: Rechts des Empfangstresens führt eine Treppe ins UG (wo Wechselausstellungen präsentiert werden), über den Aufgang zur linken Hand gelangt man ins 1. OG. An das Foyer schließen sich über die Breite des Bauwerks die drei sogenannten Auftakträume an. Diese Dreiteilung setzt sich im Grundriss durch den gesamten Längsbau fort. Im Zentrum befinden sich als Herzstück die Künstlerräume von Joseph Beuys und Ulrike Grossarth. Die nördlich davon gelegenen »Kuppelräume« nehmen als Abfolge seitlich belichteter, überwölbter Kabinette die Gemäldesammlung aus dem 19. Jahrhundert auf, südlich der Zentralachse werden sie von einer Wandelhalle flankiert. Die Aufteilung des OGs mit der zeitgenössischen Kunst folgt dem gleichen Schema. Durchbrüche erlauben hier die Wahl zwischen Rundgang oder Querfeldeinerkundung. Eine in 6 m Höhe eingezogene, transluzente Ebene streut das Oberlicht der verglasten Dachflächen in die zentralen Ausstellungsräume. Äußerlich lässt sich der behutsame Umbau lediglich durch die großformatigen Fenster in der Sandsteinfassade ablesen. Diese sind im Innern überwiegend zur Lichtfilterung mit einem weißen Gewebe bekleidet. Nur in den Wandelhallen bieten die mächtigen Scheiben einen fantastischen Ausblick über die Karlsaue, womit sich dann auch dem Ortsunkundigen die Lage und Adresse des Museums logisch erschließt.