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Die Stadt von Morgen nach Corona?

Die aktuelle Krise bietet die besten Argumente für eine grüne Zukunft der Städte
Die Stadt von Morgen nach Corona?

Wie kann der Wandel hin zur lebenswerten Stadt gelingen? Die Ideen des »Klima-Corona-Vertrags«, der »Healthy Cities in a Postpandemic World« und der »15-Minuten-Stadt« sowie neue Europäische Förderprogramme sind erste Schritte auf dem Weg zu einer grünen und dadurch gesünderen Umwelt.

~Herbert Dreiseitl


Der Autor ist Fachbeirat des Kompetenzzentrums Gebäudebegrünung und Stadtklima e.V. Er ist international als Landschaftsarchitekt und Stadtplaner tätig und setzt sich seit Jahrzehnten für Nachhaltigkeit sowie gesunde und soziale Rahmenbedingungen ein.


Ist es nicht erstaunlich, wie schnell Änderungen möglich sind? Dort, wo sich sonst stinkende Blechkonvois durch die Straßen zwängten, waren plötzlich wieder Vögel zu hören. Die Menschen konnten ruhig über die Straßen gehen – mit dem gebührenden Abstand versteht sich – und erlebten Stadtgrün als Quelle physischen und mentalen Wohlbefindens. Irgendwie hat das Corona Virus über Nacht das geschafft, was Politiker, Planer und Umweltaktivisten über Jahrzehnte nicht vermochten. Und wie geht es jetzt weiter?

Vielfach wird laut, dass wir weltweit nicht mehr zurück zum alten Zustand sollten, sondern die Chance nutzen mögen für eine Veränderung zu einem nachhaltigeren Lebensstil. So spricht der Klimaforscher Joachim Schellnhuber von einem »Klima-Corona-Vertrag« und fordert von den Älteren jetzt umgekehrt Solidarität mit der jungen Generation, da diese die Folgen des Klimawandels in ihrem Leben viel stärker spüren wird. Anders als das Coronavirus ist die Klimakrise für die Menschen zunächst nicht unmittelbar lebensbedrohlich, aber in ihrer Auswirkung umso dramatischer und unumkehrbar.

Aktuell zu spüren waren und sind die Auswirkungen der Corona-Pandemie. In der Zeit der drastischen Ausgangsbeschränkungen beispielsweise haben viele Menschen den Wert ihres Wohnraums neu erlebt und vorhandene Balkone, Dach- und Hausgärten besonders schätzen gelernt. Grünflächen und Parks belebten sich zusehends durch Fußgänger und Radfahrer. Gerade der »Shut Down« machte deutlich, dass wir dieses in Beziehung-Treten mit der Natur brauchen, um physisch, sozial und mental gesund zu bleiben. Das ist der Biophilia-Effekt – die Liebe zur Natur und zu allen Lebewesen. Vielfältiges Grün dient zudem der Biodiversität, verringert Lärm, Luft- und Wasserverschmutzung, dämpft die Wirkungen extremer Wetterereignisse und bietet Schutz vor Überschwemmungen, Dürren und Hitzewellen.

Urbanes Bauen im Wandel

Innovative Entwickler, Planer und Architekten sind bereits auf dem Weg, einen Paradigmenwechsel herbeizuführen und nachhaltigen Städtebau, ökologische Gebäude sowie blau-grüne Infrastrukturen intensiver einzusetzen.

Die Krise setzt neue Denkanstöße, so hat z. B. die Stadt Singapur mittlerweile Programme mit interdisziplinärer Arbeitsweise in die Wege geleitet, bei der Gesundheitsfachleute und Stadtplaner viel stärker zusammenarbeiten für »Healthy Cities in a Post-Pandemic World«.

Die Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo spricht von der »15-Minuten-Stadt«, in der die Bewohner ihre täglichen Wege zu Fuß, mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen. Die Arbeitswelt hat ja jetzt erlebt, dass Homeoffice und Videokonferenzen Wege verkürzen oder ganz überflüssig machen; und ein verändertes Mobilitätsverhalten wirkt sich auf die benötigte Infrastruktur in den Städten aus.

Auf europäischer Ebene sind Programme, Normen und Finanzierungen in Vorbereitung. So wird die neue Europäische Plattform für die Begrünung der Städte die Anpflanzung von Bäumen, auch im Rahmen des LIFE-Programms der EU zur Förderung von Natur- und Umweltschutz und der Lebensqualität), erleichtern.

Städte ab 20 000 Einwohnern sind aufgefordert, bis Ende 2021 ehrgeizige Pläne für die Begrünung auszuarbeiten. Dazu gehören Maßnahmen zur Schaffung von biologisch vielfältigen städtischen Wäldern, Parks und Gärten, Stadtbauernhöfen, begrünten Dächern und Mauern, Alleen, städtischen Wiesen und Hecken. Zudem geht es um die Unterbindung von Pestizid-Einsatz und von Praktiken, die die biologische Vielfalt schädigen, wie z. B. übermäßiges Mähen.

Die Pläne für die Begrünung der Städte werden auch eine zentrale Rolle bei der Verleihung der Titel »Grüne Hauptstadt Europas 2023« und »Grünes Blatt Europas 2022« spielen.

Neue Chance

Bei allem Leid hat die Corona-Pandemie auch etwas Gutes, da die Bereitschaft zur Veränderung in der Gesellschaft in Krisenzeiten am Größten ist. Es geht jetzt um die Eindämmung des Klimawandels und die Schaffung einer lebenswerten und resilienten urbanen Landschaftsarchitektur. Gesunde Ökosysteme müssen systematisch in die Stadtplanung einbezogen werden: bei der Gestaltung öffentlicher Räume, bei der Planung von Gebäuden und in der kontextuellen gesunden Einbettung in die Umgebung.

Wir müssen diese Chance für einen Wertewandel nutzen – mit einer Prioritätensetzung auf eine gesündere Umwelt v. a. in der Stadt, um einen gesellschaftlichen Gewinn für die Gesundheit der Menschen und für zukünftige Generationen zu erzeugen.

Kompetenzzentrum Gebäudebegrünung und Stadtklima e. V.
www.kgs-nt.de

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