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Olafur Eliasson (Berlin)

Ausstellungen
Olafur Eliasson (Berlin)

~Bernd Hettlage

Dieses Spiegelkabinett macht schwindlig. Die 20 m hohe Lichtdecke im Zentrum des Martin-Gropius-Baus spiegelt sich ins Unendliche, der Boden scheint auf einmal steil abzufallen; wo er aufhört und die Spiegelung anfängt, ist erst nach einer Weile zu erkennen. »Mikroskop« nennt Olafur Eliasson diese ebenso monumentale wie filigrane Konstruktion aus schräg gestellten Spiegelwänden. Das Publikum, das sich in den Spiegeln ebenfalls vervielfältigt sieht, ist dabei gleichzeitig Forscher und Objekt.
Für solche spektakulären Installationen ist der isländische Künstler weltweit berühmt. In Berlin, der Stadt, in der er seit 1994 lebt, musste er dennoch bis heute auf seine erste Einzelausstellung warten. Drei Jahre bereiteten Eliasson und sein schwedischer Kurator Daniel Birnbaum die Schau vor. Bereits im Vorfeld verteilte er Treibholz in den Straßen der deutschen Hauptstadt. Vor manchen Gebäuden lehnten auf einmal Fahrräder mit verspiegelten Rädern. Und auf der Pfaueninsel vor den Toren der Stadt stellte er einen »blind pavilion« aus Stahl und Glas auf. Nicht immer wurden diese Objekte als Kunst erkannt. Manchmal wurden die herum liegenden Stämme auch als Müll entsorgt.
Der Name »Innen Stadt Außen« ist bei dieser Ausstellung Programm. So wie Eliasson im Vorfeld Objekte im Stadtraum verteilte, so reißt er die Grenzen zwischen der Stadt und dem wuchtigen Martin-Gropius-Bau immer wieder ein. In drei Räumen sind Berliner Gehwegplatten verlegt, ein anderer ist leer, während sich das eigentliche Ausstellungsstück, eine Grasfläche, vor dem Fenster befindet. Einmal blickt der Betrachter scheinbar durch ein Fenster auf eine Hauswand, bis er sich irritiert in der Glasfläche gegenüber erkennt und auf einmal wahrnimmt, dass er auf eine Spiegelwand schaut, die die Außenwand des Hauses mitsamt dem Betrachter reflektiert. Schwindelig wie das Spiegelkabinett macht auch das Video, in dem ein Transporter mit einem großen Spiegel auf einer Wagenseite durch die Stadt fährt. Die Bilder flirren und irritieren und als Autofahrer möchte man diesem Fahrzeug lieber nicht begegnet sein.
Eliasson sagt, es gehe in seiner Arbeit um eine Sensibilisierung der Wahrnehmung für dieUmwelt. Er spielt dazu mit Licht, mit Geräuschen, mit Formen, die sich an Buckminster Fuller anlehnen und mit Installationen, die an Bauhaus-Spielereien und Experimente von Moholy-Nagy erinnern.
Das alles soll die Besucher vom allzu gedankenlosen (Kunst-)Konsum wegführen und stattdessen zum Staunen bringen. Doch Kunst, die staunen macht, gerät schnell unter den Verdacht jahrmarktähnlicher Effekthascherei. Eliasson aber will eine Art selbstbewusstes Staunen auslösen, er zeigt deshalb auch immer, wie seine Tricks funktionieren. Bevor die Besucher die Spiegelkonstruktion im Zentrum betreten, kommen sie an den Baugerüsten vorbei, welche die schrägen Spiegelwände tragen. Man kann sogar um die ganze Konstruktion herumgehen. Man könnte sie sofort nachbauen – wenn auch nicht in dieser Dimension. Manche Kritiker sprechen von Handwerkercharme oder Ingenieurskunst, andere wieder rühmen die Poesie von Eliassons Werken.
Ob das nun Kunst ist, sagte Eliasson zur Eröffnung, sei eigentlich egal. Seine Funktion erfülle es auch so. Er bezog das zwar nur auf das Treibholz, aber womöglich gilt der Satz auch für andere seiner Ausstellungsstücke. Recht hat er damit wohl allemal.
Bis 9. August. Martin-Gropius-Bau, Niederkirchnerstraße 7, täglich 10-20 Uhr. Katalog 29 Euro. www.gropiusbau.de
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