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Gustav Klimt / Josef Hoffmann (Wien)

Ausstellungen
Gustav Klimt / Josef Hoffmann (Wien)

~Bernhard Schulz

Für das kommende Jahr haben die Wiener Museen das »Klimt-Jahr« ausgerufen, denn es steht der 150. Geburtstag des 1918 verstorbenen Malers an. Das Belvedere war klug genug, sich auf dessen Zusammenarbeit mit dem Architekten Josef Hoffmann (1870-1956) zu beschränken. So rückt die dritte Dimension in den Mittelpunkt; schließlich verstanden die Protagonisten der später unter dem Begriff Jugendstil zusammengefassten Stilrichtung ihre Schöpfungen als »Raumkunst«. »Moderne Raumkunst« nannte Hoffmann z. B. seine Einrichtung in der Secession zur Beethoven-Ausstellung 1902. Der linke Seitensaal dieses Gesamtkunstwerks ist im Unteren Belvedere wieder eingerichtet, wenn auch mit Kopien der nicht mehr transportfähigen Fries-Paneele von Klimt.
Die langjährige, ungemein produktive Zusammenarbeit von Hoffmann und Klimt führte sie zu Großprojekten wie der Beethoven-Huldigung und diversen Kunstschauen in Wien, Paris und St. Louis zusammen. Den Höhepunkt fand sie im Brüsseler Palais Stoclet, an dem Hoffmann immerhin sechs Jahre lang bis zur Fertigstellung 1911 arbeitete. Eigentlich hätte der Bau in Wien entstehen sollen, doch musste der in Wien tätige Bankier Alphonse Stoclet bereits während der ersten Planungen nach Belgien zurückkehren. Zu welchem Raffinement Hoffmann fähig war, zeigt der Nachbau eines Teils des Treppenhauses. Die Pläne verdeutlichen, einen wie kleinen Teil der enormen Grundfläche diese Treppe nur einnimmt, verglichen mit den Speiseräumen und dem eigenen Musiksaal auf gleicher Ebene. Die Rekonstruktion im Belvedere veranschaulicht, dass es Hoffmann nicht allein um eine Treppe ging, sondern um deren Materialität: Alles ist edel, vom Marmor der Stufen bis zu den bündig eingelassenen Teppichen oder den ledernen Sofas unter der abknickend geführten Treppe. Konstruktion und Material, Visuelles und Haptisches verschmelzen.
Der »Quadratl-Hoffmann«, der die organischen Linienschwünge seiner Frühzeit bald zu strenger Geometrie wandelte, wusste sogar den Bohemien Klimt zum rechten Winkel zu bekehren. Er entwarf ihm einen wunderschönen schwarzen Schrank für das Vorzimmer seines Ateliers, der sich im Original erhalten hat. Ebenso gestaltete er den rahmenden Aufbau um den Kamin in dem von ihm 1901 errichteten Wohnhaus Hugo Henneberg auf der Hohen Warte, dem neuen Nobelvorort Wiens, über dem das im folgenden Jahr entstandene Gemälde der Marie Henneberg anzubringen war, das wiederum Klimt genau auf die Untersicht der vor dem Kamin sitzenden Runde anlegte.
Klimt und Hoffmann sind allerdings weniger »Pioniere der Moderne«, sondern vielmehr Vollender der lebensreformerischen Bewegung zum Ende des 19. Jahrhunderts. Die tatsächlich wirkungsmächtige Wiener Moderne, die schon vor Hoffmann mit Otto Wagner und zeitgleich mit ihm durch Adolf Loos einsetzte, führte in eine andere Richtung, bis hin zur Werkbundsiedlung von 1930.
Bis 4. März. Gustav Klimt/Josef Hoffmann Pioniere der Moderne. Unteres Belvedere, Prinz-Eugen-Straße 27, A-1030 Wien, Mo-So 10-18, Mi bis 21 Uhr. www.belvedere.at
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