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dogmax – Manifest des Bauens (Wien)

Ausstellungen
dogmax – Manifest des Bauens (Wien)

~Robert Temel

Bei der Ausstellungseröffnung in Wien berichtete Andreas Hild (Hild und K Architekten, München) von einer ehemaligen Gastprofessur, die er wegen »gesellschaftlicher Irrelevanz der Aufgabenstellung« verloren hatte. Sein aktuelles Studienprojekt im Rahmen einer Professur an der Technischen Universität Graz ist dieser Gefahr wohl nicht ausgesetzt: es hat studentenkompatible Coolness und versucht durchaus auf drängende Probleme des zeitgenössischen Bauens zu antworten.
Hild und sein Team orientierten sich am Dogma-95-Manifest der dänischen Filmemacher Lars von Trier und Thomas Vinterberg, die das Kino aus dem überbordenden Kontext einer globalisierten Kulturindustrie und der Digitalisierung zurück zum Alltäglichen bringen wollten. Davon abgeleitet verfassten die Architekten das dogMax-Manifest, benannt nach einem österreichischen Baumarkt, der Projektsponsor wurde. dogMax setzte den Studenten strenge Vorgaben für das Entwerfen: Kein Strom und kein Computer durften zum Zeichnen verwendet werden, nur Filzstifte in drei Graustufen. Alle Materialien mussten von bauMax stammen und die Modelle im Maßstab 1:1 gebaut werden. Zum »Warmwerden« wurden Lampen aus Baumarktmaterialen entworfen, dann folgte die Aufgabe, Außenwandelemente von 2 mal 2,5 Metern zu planen und zu bauen. Die Ergebnisse sind schließlich im off-space des Wiener Architekturzentrums in einem ehemaligen Möbelhaus zu sehen.
Was zuerst einfach nur nach einer witzigen Idee klingt, bietet bei näherer Betrachtung vielfältige Ansätze, die auf Probleme der aktuellen Architekturlehre und -praxis reagieren. Hilds Ausgangspunkt war die eigene Erfahrung als Student bei Miroslav Šik, dem Protagonisten der »analogen Architektur«, an der ETH Zürich in den achtziger Jahren. Die dort erlebte Arbeitsintensität konnte Hild als reisender Lehrer zwischen Büro und Universität nicht reproduzieren, die dort entwickelte, ausgefeilte Methode des Entwerfens also nicht so schnell wiederholen. Deshalb versuchte er, durch enge Vorgaben eine ähnliche Fokussierung auf die Aufgabe zu erreichen – als Residuum des schweizerischen Arbeitsethos blieb Dogma Nr. 9: »Die Osterferien sind Arbeitszeit.« Eine Ansage, die geradezu nach studentischem Widerstand schreit.
Dazu kam die Überzeugung, dass es einer Architektur und einer Lehre bedarf, die den Weg von Stararchitektentum und Virtualität zum Alltäglichen, Gewöhnlichen findet – und damit zu dem, was DIY-Hausbauer verwenden. Die Objekte der Grazer Studierenden sind diesbezüglich eine grandiose Übung. Und die Orientierung an den »Analogen«, die in der Architektur das Atmosphärische in den Mittelpunkt stellten, bringt das Projekt auch auf die Höhe der aktuellen formalen Architekturdiskussion. Es bleibt allerdings der Wunsch offen, solche Ansätze in einem vertieften, längerfristigen experimentellen Rahmen weiterzuführen – und dieser Wunsch konnte jedenfalls durch Hild in Graz nicht erfüllt werden, weil seine Professur dort im Sommer 2007 endete.
Bis 18. November. Az West Außenstelle des Architekturzentrums Wien, Flachgasse 35–37, Mi–So 14–20 Uhr, Eintritt frei.
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