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Alfred Messel (Berlin)

Ausstellungen
Alfred Messel (Berlin)

Alfred Messel (Berlin)
~Bernd Hettlage

Alfred Messel war ein Architekt am Schnittpunkt zwischen Historismus und Moderne. Seine Berliner Großstadtarchitektur beeinflusste maßgeblich die nachfolgende Generation von Baumeistern so z.B.Ludwig Mies van der Rohe, wenn er auch selbst zu früh starb, um zur Moderne noch Stellung nehmen zu können. Zu seinem 100. Todestag erinnern die Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin und das Architekturmuseum der Technischen Universität in einer aufwendigen Präsentation an den Schöpfer des Kaufhauses Wertheim (s. Abb.) und des Pergamon- museums.
Am Anfang seiner Karriere standen die Wettbewerbe für die Museumsinsel und für den Pavillon einer Weltausstellung in Berlin. Messels Entwurf für die Ausstellungshalle war monumental, sein Motto hieß mehrdeutig »Auf eignen Füßen«. Er erhielt 1881 den Schinkelpreis dafür – mit 26 Jahren. Gut 10 Jahre später errichtete er für die Warenhauskette Wertheim eine Kaufhalle an der Leipziger Straße. Mit seinen vertikalen Linien und den großen Fensterflächen galt dieses Gebäude als ein Sieg der Moderne gegen die Tradition, ein »Kaufpalast« neuartigen Stils, wie man sie bis dahin allenfalls aus Paris kannte. Sein Erweiterungsbau am Leipziger Platz einige Jahre später geriet ihm wieder deutlich monumentaler und auch hermetischer. Das Innere des »Warentempels« gestaltete er als Gesamtkunstwerk, mit einem Lichthof im Zentrum, mit kathedralenartigen Glasfenstern, großen Skulpturen und Wand- und Deckenmalereien.
Der Darmstädter Bankierssohn war ins Großbürgertum hinein geboren und baute nicht nur Warenhäuser, Banken und Fabrikgebäude für diese Klientel, sondern auch etliche Privat- villen – »Inkunabeln bürgerlicher Repräsenta- tionskultur«, wie es in der Ausstellung heißt. Doch Messel engagierte sich gleichfalls in den Wohnbauvereinen der Reformbewegung und zeigte sich als ein Vorreiter des sozialen Wohnungsbaus. Zur Krönung seiner Karriere sollte der Auftrag fürs Pergamonmuseum werden, wenn auch die strengen staatlichen Vorgaben nur einen engen Gestaltungsspielraum gestatteten. Doch Messel starb vor der Fertigstellung, sein lebenslanger Freund, der Berliner Stadtbaudirektor Ludwig Hoffmann, vollendete den Bau schließlich.
Vom Jugendstil schien Messel bis zuletzt unberührt. Er fühlte sich der Schinkelschule und dem Historismus verbunden. Leichtigkeit kann man seinen Gebäuden sicherlich nicht attestieren. Er baute schwer und massiv, Angst vor großen Formaten und Flächen hatte er nie.
Die sehr sorgfältig und engagiert konzipierte Ausstellung ist absolut lohnenswert. Sie wurde großzügig gefördert vom Hauptstadtkulturfonds. Die begleitende Forschungsarbeit und ein Symposium zu Messel wurden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziert. Die Ausstellungsmacher konnten sichtbar aus dem Vollen schöpfen. Besonders sehenswert sind die großformatigen Entwurfszeichnungen von Messel und anderen Zeitgenossen aus dem Bestand des Architekturmuseums der TU. Die Ausstellungsarchitektur ist besucherfreundlich und schlüssig. Man sollte Zeit mitbringen für diese Schau, die sich als wissenschaftliche Ausstellung versteht und eher etwas fürs Fachpublikum und vorgebildete Laien ist als fürs große Publikum, auch wenn sie in Ausstattung und Präsenta- tion durchaus so daher kommt.
Bis 7. Februar, Alfred Messel – Visionär der Großstadt, Staatliche Museen zu Berlin Kulturforum am Potsdamer Platz, Matthäikirchplatz 6, 10785 Berlin, Di-So 10-18 Uhr Do bis 22 Uhr, Katalog 35 Euro
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