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modernity in the tropics (Rotterdam)

Ausstellungen
modernity in the tropics (Rotterdam)

~Hubertus Adam

Der koloniale Architekturexport nach Übersee ist eines der Themen, mit dem sich die Architekturhistoriografie in den vergangenen Jahren verstärkt beschäftigt hat. So sind exzellente Bildbände erschienen, welche die britische Kolonialarchitektur in Indien dokumentieren, und die jüngste Wiederentdeckung stellt das von den italienischen Faschisten ausgebaute Asmara (heute Hauptstadt Eritreas) vor.
Eine Ausstellung im Niederländischen Architekturinstitut (NAI) widmet sich nun den niederländischen Hinterlassenschaften in Indonesien. Niederländisch-Ostindien war unter der Ägide der Vereinigten Ostindischen Kompanie gegen 1600 in den Besitz der Kolonialmacht gekommen; von der Ausbeutung durch das Mutterland zeugt eindrücklich der 1860 erschienene Roman »Max Havelaar« des unter dem Pseudonym Multatuli bekannten Autors Eduard Douwes Dekker. Der Archipel blieb bis zur Unabhängigkeit Indonesiens Ende 1949 unter niederländischer Herrschaft.
Die Ausstellung stützt sich weitgehend auf Archivmaterial des NAI und ist nicht auf einzelne Architekten konzentriert, sondern nach Bauaufgaben gegliedert. Anhand von Fotos, Modellen und Zeichnungen werden Kirchen, Büro- und Verwaltungsgebäude, Schulen, Wohnbauten sowie Hotels, Restaurants und Geschäfte vorgestellt. Verfolgte man im Verwaltungsbau eher eine klassisch-repräsentative Formensprache, so vereinten einige der holländischen Architekten im Villenbau die lokale Bautradition Indonesiens mit den auch in ihrer Heimat virulenten Inspirationen durch Frank Lloyd Wright; hier ist besonders der in Batavia und Bandoeng vielbeschäftigte Architekt F.J.L. Ghijsels zu erkennen. Eine Entdeckung ist auch A. F. Aalbers, der Vertreter von Art Déco und Streamline-Ästhetik in Niederländisch-Ostinidien. Reizvoll sind die Legierungen einer modernen Formensprache, in die Elemente der indonesischen Kultur eingeflossen sind.
Die Architekten kamen fast ausnahmslos aus den Niederlanden, wo sie auch ihre Ausbildung erhielten; die meisten lebten in der Kolonie, einige waren auch noch nach der Unabhänigkeit dort tätig. Sehr unterschiedlich ist der Zustand des erhaltenen Materials: Während das Schaffen einiger Architekten gut dokumentiert ist, müssen die Nachlässe von anderen weitgehend als zerstört gelten. Begleitet wird die Schau durch eine Publikation mit lesenswerten Essays, die unter anderem den Kulturtransfer in umgekehrter Richtung thematisieren. Die vernakuläre Architektur der Kolonien inspirierte nachweislich die Architekten der »Amsterdamer Schule«. Andererseits trafen in Indonesien schon vor der niederländischen Kolonialherrschaft derart viele kulturelle Einflüsse aufeinander, dass nicht klar festzulegen ist, was typisch indonesisch ist. Was natürlich auch für die Niederlande gilt: Denn was ist typisch niederländisch?
Bis 22. April. NAI, Museumpark 25, 3015 CB Rotterdam, Di–Sa 10–17 Uhr, So ab 11:00. Begleitpublikation: Peter H. M. Nas (Hrg.), The Past in the Present. Architecture in Indonesia, Rotterdam 2007, 288 S., 47,50 Euro. www.nai.nl
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