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Micro Houses (Bielefeld)

Ausstellungen
Micro Houses (Bielefeld)

~Peter Struck

Einmal im Jahr widmet sich der Bielefelder Kunstverein der Baukunst. 2009 steht im Zeichen der Micro Houses: Kleinsthäusern, die auf wenigen Quadratmetern Wohnen und Arbeiten ermöglichen. Mikrohäuser reagieren auf die zunehmende Mobilität der Gesellschaft und erfüllen den Wunsch nach einem individuellen Refugium. Sie vereinen Ideen des modularen Bauens und des mobilen Wohnens. Da sie den begrenzten Raum optimal ausnutzen, sind sie alles andere als Provisorien: Mit ihren hohen Leistungsanforderungen bilden sie das Experimentierfeld der Architektur und sind meist nach neusten ökologischen Richtlinien gefertigt.
Die Micro Houses ermöglichen nicht nur Individualisten und Einzelgängern den Traum vom günstigen Eigenheim, sondern experimentieren ebenso mit neuen Formen des Landhauses wie des sozialen Wohnungs- und Städtebaus: Nicht selten lassen sich mehrere Module koppeln und zu größeren Einheiten zusammenschließen. Kleinsthäuser sind jedoch nicht nur so flexibel und mobil wie ihre Bewohner, sondern auch gleichermaßen parasitär wie unabhängig. Sie nutzen Nischen und Zwischenräume, hocken auf Dächern, nisten in »Wirts-Häusern«; sie docken sich an größere Gebäude an, bleiben aber energetisch selbständig.
Die Ausstellung vereint eine Auswahl von zehn architektonischen und künstlerischen Positionen, die exemplarisch das vielfältige Spektrum der Minihäuser verdeutlichen. Am bekanntesten ist sicher der 2003 entwickelte »LoftCube« von Studio Aisslinger, ein quadratischer, fast vollständig verglaster Wohncontainer mit flexiblem Grundriss für zwei Personen. Die Stahlskelettkonstruktion auf vier Säulen kann innerhalb weniger Tage auf- und abgebaut oder als ganzes im Lasthubschrauber transportiert werden.
Hat der LoftCube mit seinen 39 bzw. 55 Quadratmetern geradezu feudale Ausmaße, so muss das »micro compact home« von Haack + Höpfner Architekten mit einer Grundfläche von sieben Quadratmetern auskommen. Die Maße dieses Minimalwohnraums für eine Person orientieren sich an der StVO, so dass ein Transport mittels Pkw und Anhänger für jedermann möglich ist. Der wandlungsfähige Container »Gucklhupf« (s. Abb.) von Hans Peter Wörndl bezeichnet dagegen den Grenzbereich zwischen Architektur und Plastik. Mit seinen beweglichen Bestandteilen, die sich wie Schubladen ausziehen, schieben, klappen und schwenken lassen, öffnet sich der Guckkasten wie ein Möbelstück zur umgebenden Landschaft. Die fließende Grenze zur Kunst bezeichnet auch die eher poetische Arbeit von Michael Sailstorfer, der Haltestellen und Schutzhütten möbliert und damit zu Wohnhäusern umwidmet.
Vermitteln umfangreiche Pläne, Modelle und Filme die unterschiedlichen Ansätze sehr anschaulich, so ist ein Bauwerk sogar tatsächlich zu erleben: Ihr illegales Haus aus Abbruch- und Abfallholz haben Folke Köbbeling und Martin Kaltwasser im Hof des Bielefelder Kunstvereins aufgebaut. Mit ihrer Beschränkung auf zehn Projekte beweist die kompakte Ausstellung wieder einmal, dass weniger oft mehr bedeutet, wenn die Auswahl überzeugt. Deshalb wird diese pointierte Schau weit länger im Gedächtnis bleiben, als manch erschöpfender Rundumschlag. Sehr sehenswert!
Bis 26. Juli. Bielefelder Kunstverein im Waldhof, Welle 61, Do/Fr 15–19 Uhr, Sa/So 12–19 Uhr, Mo/Mi nach telefonischer Vereinbarung. www.bielefelder-kunstverein.de
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