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Fensterbank – Schwachstelle mit hohem Schadenspotenzial

Von Gewerkelöchern, Putzabrissen und zweiten Dichtebenen
Herausforderung Fensterbank

Neben dem gestalterischen Aspekt dient die äußere Fensterbank primär dem Witterungsschutz. Sie hat samt ihrer Anschlüsse die Aufgabe, das Oberflächenwasser von Fenster und Fassade kontrolliert abzuleiten und einen Wassereintritt in die Konstruktion zu verhindern. Diese Aufgabe erscheint auf den ersten Blick nicht wirklich bemerkenswert, dennoch bereitet sie in der täglichen Baupraxis oftmals unerwartete Probleme.

Text und Fotos: Sylvia Polleres

Anschlüsse zum Fenster oder zur Fensterbank beinhalten ein hohes Schadenspotenzial, daher wird von Planenden und Ausführenden ein großes Maß an Sorgfalt gefordert. Die Einflussfaktoren für die auftretenden Mängel sind dabei vielfältig. Einer dieser Faktoren ist schlicht das fehlende Bewusstsein, mit welcher Bauaufgabe man es beim Fensterbankeinbau zu tun hat – nämlich mit keiner trivialen!
Oftmals fehlt aufgrund der architektonischen Entwicklung hin zu Gebäuden ohne jegliche Vordächer der primäre konstruktive Witterungsschutz. Die Fassaden und somit auch die Fenster samt ihrer Fensterbänke erfahren dadurch eine viel intensivere Bewitterung. Daraus folgt, dass die Anforderungen hinsichtlich des Witterungsschutzes und der damit verbundenen Dichtheit an jede einzelne Fensterbank bzw. an deren Anschlüsse um ein Vielfaches höher sind.
Mögliche Eintrittsstellen für (Schlag-)Regen gibt es im Bereich des Fensterbankanschlusses viele. Obwohl mittlerweile verschiedene Dichtbänder und Anputzdichtprofile zur Schlagregendichtheit verlegt werden und der Markt modernste Fensterbanksysteme anbietet, kommt es immer wieder zu Feuchteschäden. Da sie oft erst spät sichtbar werden, können sie gravierend ausfallen. Dabei spielen die Kombination und die Verarbeitung der verschiedenen Bauteile und Materialien sowie das Zusammentreffen mehrerer Gewerke eine wesentliche Rolle. Zugleich wird der nötigen Planung des Fensterbankeinbaus kaum Gewicht beigemessen.

Keine Normen, aber hilfreiche Regelwerke

Der Fensterbankeinbau ist in Deutschland, Österreich und der Schweiz normativ nicht geregelt, obwohl in diversen Normen oder Richtlinien auf gewisse Bereiche des Fensterbankeinbaus eingegangen wird. So stehen z. B. in der TR 20 des Glaserhandwerks [1] grob die Ausführungsanforderungen an eine Fensterbank. In der ÖNORM B 5320:2006 ist in einer Konstruktionszeichnung die erforderliche 5 °-Neigung der Fensterbank abgebildet. In der DIN 55699 [2] wiederum wird das Entkoppeln von angrenzenden Bauteilen vom WDVS gefordert, d. h. Bewegungen der Fensterbank (thermisch bedingt, durch Wind-/Soglasten) dürfen nicht in das Fassadensystem abgeleitet werden.
In Deutschland wurden von der Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden Empfehlungen für den Einbau von Metall-Fensterbänken erarbeitet [3]. Die Allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassungen (AbZ) schreiben daneben den Herstellern vor, Fensterbänke regendicht, z. B. mit eingeputzten U-Profilen, und ohne Behinderung der Dehnung einzupassen. In Österreich erschien im Mai 2014 die Neufassung der »Richtlinie für den Einbau von Fensterbänken bei WDVS- und Putzfassaden« [4] der Arbeitsgemeinschaft Fensterbank. Vorrangiges Ziel dieser Richtlinie ist es, das Bewusstsein aller an dieser Schnittstelle beteiligten Gewerke zu wecken und Lösungsansätze für Planer, Ausschreibende und Ausführende aufzuzeigen. Die angeführten Empfehlungen sollen dabei als Hilfestellung für den Fensterbankeinbau dienen.

Häufige Mängel

Umfangreiche Fensterbankanschluss-Untersuchungen, die in den Jahren 2006-08 im Zuge des Forschungsprojekts »Architektur versus Technik – Sockel- und Fensteranschluss« [5] an der Holzforschung Austria (HFA) durchgeführt wurden, und Erkenntnisse aus der Gutachtertätigkeit zeigen immer wieder die gleichen wesentlichen Fehler auf. Typische Mängel, die zu einem Feuchteeintritt im Fensterbankbereich führen, wie z. B. das berüchtigte »Gewerkeloch«, undichte Endabschlüsse, beschädigte oder falsch eingebaute Dichtbänder sind folgend beschrieben.

Putzabrissfugen

Aufgrund der Längenausdehnung von Fensterbänken kommt es im Anschlussbereich des WDVS immer wieder zu mehr oder weniger massiven Putzabrissfugen und in weiterer Folge zu Kerbrissen. Insbesondere der seitliche Anschluss der Fensterbankanschlüsse zum Putz stellt eine große Herausforderung dar. Die meisten eingesetzten Endabschlüsse sind nicht dazu geeignet, die temperaturbedingten Längenausdehnungen der Fensterbank aufzunehmen, sodass sie sich irreversibel in das Putzsystem eindrücken bzw. Putzrisse verursachen. Auch im oberen Anschlussbereich der Endabschlüsse kommt es zu entsprechenden Bewegungen und dem Auftreten von Scherkräften.
Um den Wassereintritt bei Putzabrissfugen zu minimieren, ist die Verwendung von vorkomprimierten Dichtbändern in den Anschlussbereichen obligatorisch. Fensterbänke, die Bewegungen beispielsweise mittels Gleitanschlüssen aufnehmen können, sind zu bevorzugen. Fix am Fenster oder an der Wandkonstruktion montierte Endprofile, in die die Fensterbank zum Bewegungsausgleich mit entsprechenden Randabständen eingelegt wird, stellen eine weitere Verbesserungsmöglichkeit dar. Der Fensterbankanschluss ist geometrisch bedingt anspruchsvoll. Er muss z. B. mittels Dichtbändern oder Anputzdichtprofilen und/oder Dichtstoffen dauerhaft dicht zum Baukörper angeschlossen sein. Dies erfordert eine exakte Verarbeitung, die in der Praxis auf der Baustelle oft nicht umsetzbar ist, sei es aufgrund widriger Witterungsbedingungen, akkordähnlicher Leistungsvorgaben oder des Fehlens qualifizierter Ausführender. Häufig sieht man mangelhaft verlegte oder gar keine Dichtbänder. Vorkomprimierte Dichtbänder erfüllen die Anforderungen hinsichtlich ihrer Schlagregendichtheit nur, wenn sie ordnungsgemäß eingebaut werden, d. h. mit ausreichender Auflagefläche und richtigem Komprimierungsgrad.

Gewerkelöcher

Eine weitere enorme Wassereintrittspforte stellt das sogenannte Gewerkeloch dar, das in der Regel (!) nicht verschlossen bzw. abgedichtet wird. Als Gewerkeloch ist die Schnittstelle im Eckbereich zwischen Fenster bzw. Sonnenschutzführungsschiene, Fensterbank und Fassadenlaibung definiert.
Des Weiteren sind die Fensterrahmennuten und Vorsatzschalennuten zu beachten, die links und rechts über die Fensterbankendprofile hinauslaufen und somit bei Schlagregen das Wasser seitlich hinter bzw. neben die Fensterbank und also direkt in den Baukörper hinein transportieren.
Die Fensterrahmennuten und Vorsatzschalennuten sind an beiden unteren Enden zu schließen (am besten mit Dichtstoff). Sind diese nicht schon konstruktiv oder vorgefertigt durch den Fensterhersteller geschlossen, liegt diese Maßnahme in der Verantwortung des Fenstereinbauers vor Ort.
Generell zuständig für das ordnungsgemäße Abdichten des Gewerkelochs ist, abhängig von der Bauabfolge, der Fassadenbauer, der Fensterbank- oder der Sonnenschutzmonteur.
Ein großes Problem hinsichtlich der Schlagregendichtheit stellt die Fensterbankecke bei aufgesteckten Endprofilen dar. Das Schließen dieser geometrisch bedingten Fuge mittels sogenannten »Fensterbankpflastern« (in der Regel Alu-Butylpflaster), die einfach auf der Rückseite der Fensterbank aufgebracht werden, hat sich als wirkungsvoll erwiesen. Weitere Lösungen bietet die Verwendung von verschweißten oder verklebten Fensterbanksystemen.

Entwässerung hinter die Fensterbank?

Bei Fenstern v. a. mit Aluminium-Vorsatzschalen ist die Wasserführung zu beachten. Im unteren waagerechten Bereich kann es sowohl längs des Profils, aber besonders durch die Kapillarfugenwirkung in den Gehrungen der Vorsatzschale zu Wassereintritt kommen. Meist ist die Fensterbank aufgrund der Überdämmung des Fensterrahmens bzw. der Vorsatzschale kürzer als das Außenmaß der Vorsatzschale, und somit entwässert die Gehrungsfuge nicht in die Fensterbank, sondern seitlich daneben. Diese Besonderheit ist bei Fenstern mit Aluminium-Vorsatzschalen beim Einbau zu berücksichtigen, d. h. die Außenecken der Aluminium-Vorsatzschalen sind in die Entwässerung mit einzubeziehen und müssen ordentlich geplant werden. Empfehlenswert sind Ausführungen mit Halbschalen – Vorsatzschalen, die schmaler als der Rahmen sind –, welche nicht eingeputzt werden und somit von der Fassade entkoppelt sind. So können etwaige Entwässerungen der Vorsatzschalen neben bzw. hinter die Fensterbank ausgeschlossen werden.

Lösungsansätze

Primär muss das allgemeine Bewusstsein dieser anspruchsvollen Bauaufgabe – viele Anschlüsse mit hohem Schadenspotenzial bei gleichzeitig geforderter Mängelfreiheit – bei allen am Fensterbankeinbau Beteiligten geschaffen werden.
Ferner muss auch die Bereitschaft einer gewerkeübergreifenden Zusammenarbeit gestärkt werden. Die jeweilige Zuständigkeit während des Bauablaufs ist vorab in der Planung zu definieren. Viele Probleme zum Zeitpunkt der Ausführung können durch eine umsichtige Planung und eine vorausschauende Aufgabenabstimmung vermieden werden.
Wie bereits beschrieben, ist ein gesichert dichter Fensterbankanschluss schwierig herzustellen. Da die Wassermengen, welche in die Konstruktion eindringen können, ein hohes Schadenspotenzial beinhalten, ist generell das Anbringen einer zweiten Dichtebene unter allen Fensterbänken zu empfehlen. Ist jedoch aufgrund der Einbausituation und/oder aufgrund der gewählten Fensterbank – nicht in sich dicht geschlossenes System wie z. B. nicht geschweißte oder werkseitig abgedichtete Fensterbank oder bei nicht wannenförmigen Fensterbänken wie z. B. Steinfensterbänken – kein schlagregendichter Einbau der Fensterbank (= erste Dichtebene) sicherzustellen, ist eine darunterliegende zweite Dichtebene zwingend erforderlich. Diese muss das eindringende Wasser aufnehmen und kontrolliert nach vorne und außen ableiten können.
Die zweite Dichtebene kann hergestellt werden mithilfe von:
  • fertig beschichtetem Fenstersims (z. B. mit Dichtschlämme)
  • wannenförmig eingebrachter Folie, die entweder sauber an den Fensterstock angeschlossen oder zum Fensterstock hin abgedichtet und mind. 6 cm seitlich hochgezogen wird
  • oder Flüssigabdichtungen
Der Idee der zweiten Dichtebene folgend, bietet die nachträgliche Montage einer Fensterbank ohne seitliches Einputzen einen weiteren guten Lösungsansatz. Die Fensterbank samt Endprofilen wird bei diesem System auf den fertig beschichteten dichten und nach außen geneigten Sims versetzt. Ein seitliches Einschneiden in das WDVS und ein späteres aufwendiges Anschließen der Endprofile ist dann nicht nötig. Die Befestigung der Fensterbank erfolgt entweder mittels raupenförmig angeordnetem Klebstoff in Abständen von ca. 10 cm (in Neigungsrichtung) oder mithilfe spezieller Halter-Systeme. Zwischen Endprofil und Laibung ist eine ausreichend breite Fuge anzuordnen. Diese ist gemäß Fensterbankrichtlinie mit einem vorkomprimierten Dichtband (BG1) zu verschließen. •

[1] TR 20 Technische Richtlinien des Glaserhandwerks – Leitfaden zu Planung und Ausführung der Montage von Fenstern und Haustüren mit Anwendungsbeispielen, 5. Auflage 2010
[2] DIN 55699:2005-02: Verarbeitung von Wärmedämm-Verbundsystemen
[3] Gütegemeinschaft Wärmedämmung von Fassaden e. V., Empfehlungen für den Einbau/Ersatz von Metall-Fensterbänken (WDVS-Fassade), Dezember 2011
[4] ARGE Fensterbank, Richtlinie Fensterbank für deren Einbau in WDVS- und Putzfassaden sowie in vorgehängten Fassaden, 2. Ausgabe, Mai 2014
[5] Polleres, S. et al; Holzhausbau – Architektur versus Technik, Teil 2, Endbericht, März 2009

Sylvia Polleres

1973 in Wien geboren. 1992-2000 Studium der Holzwirtschaft in Wien. Seit 2000 Wiss. Mitarbeit an der Holzforschung Austria, seit 2008 Bereichsleitung Holzhausbau. Gutachtertätigkeit. Seit 2007 Lehrauftrag an der Hochschule Rosenheim.


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