Ausgestellt im Dachgeschoss des Schlosses, in kabinettähnlicher Atmosphäre, zeigen Zeichnungen, Druckgrafiken und Werke der Plakatkunst Stadtszenen aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Wer unter dem Ausstellungstitel topografische Stadtdarstellungen, Silhouetten und Fassaden erwartet, wird überrascht: denn nicht die Architektur allein, sondern vielmehr die Soziologie der Stadt, die Arbeits- und Lebensverhältnisse der Menschen werden durch die Bildmotive reflektiert. So hat Hans Baluschek die Arbeiteraufstände der Zwanziger dokumentiert, während Frans Masereel die Städter übermaßstäblich darstellt und so deren Beziehung zur Stadt in Frage stellt. Toulouse-Lautrecs Lithografien der »Gemächer der leichten Damen« lenken den Blick auf das Individuum im städtischen Leben, ebenso wie Heinrich Zilles liebevolle Darstellungen der »kleinen Leute«. Stimmungsvoll führen die Radierungen von Lesser Ury in die Geschehnisse der städtischen Nachtstunden. Durch gesetzte Lichtreflexe und stark an die Fotografie erinnernde Bildanschnitte wird die nächtliche Atmosphäre spürbar. Neben der Motivwahl verrät die Darstellungstechnik einiges über die skizzierte Stadt: Max Beckmann sprengt bewusst den gesetzten Bildrahmen und lässt die Bildgeschichte überquellen, um die Enge der Stadt zu vermitteln. Der zeitgenössische Künstler Franz Ackermann nähert sich dem Erlebnisraum Stadt mit kartografischem Blick und fängt in seinen »Mental Maps« Dynamik und Bewegung ein. Es obliegt dem Besucher, auch die Stadtgeschichten, die sich zwischen den Bildern entspinnen, zu lesen. Ergänzend beleuchtet eine Führung Details und liefert kunsthistorische Hintergründe. Britt Lahmann
Bis 6. März, Kunststiftung Bönsch auf Schloss Filseck, Di – Fr 11 – 17 Uhr, Sa, So 11 – 18 Uhr, Öffentliche Führung Sonntags 15 Uhr, www.schloss-filseck.de
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