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Plexiglas® – in Architektur und Design (Darmstadt)

Ausstellungen
Plexiglas® – in Architektur und Design (Darmstadt)

~Franziska Puhan-Schulz

Polymethylmethacrylat (PMMA) wurde Anfang der dreißiger Jahre unter seinem bekannten Markennamen Plexiglas® als Produkt der Darmstädter Röhm und Haas AG bekannt. Fast achtzig Jahre später widmet das Museum Künstlerkolonie Darmstadt diesem Materila eine Sonderausstellung, die zugleich Design-, Gesellschafts- und Kulturgeschichte dokumentiert. Kurator Kai Buchholz möchte vor Ort zeigen, »wie technisches Wissen, künstlerische Kreativität und kulturelle Zielsetzungen bei der Umgestaltung unserer Lebenswelt ineinandergreifen«: Von »brillant und kostbar«, dem künstlichen Glas der dreißiger und vierziger Jahre , und dem »Durchblick im Wirtschaftswunder« hin zu den »Cool Bubbles der Blumenkinder« und den postmodernen Spielereien der achtziger Jahre, die »bunt und flexibel« mit der Sonnenliege »Rainbow« enden, welche den Hunger nach Sonne in einer vermeintlichen Freizeitgesellschaft optisch auf die Spitze treibt. Also nicht nur eine Werbeveranstaltung für die Röhm GmbH?
Längst schon ist der Markenname Plexiglas® zum Oberbegriff für Acrylglas-Produkte unterschiedlichster Couleur und Ausformung geworden. Wer eine Übersicht über die Anwendung von PMMA in der Architektur erwartet, wird enttäuscht. In der Ausstellung werden nur wenige prestigeträchtige Projekte und dann anhand von Fototafeln und am Flachbildschirm vorgestellt. Sie sind schnell aufgezählt: eine Tankstelle mit Regendach aus klarem Plexiglas von ca. 1958; das Münchner Olympiastadion mit Plexiglas-Lichtdach von 1972; die Ciutat de les Arts i les Ciències in Valencia mit Verglasungen aus Plexiglas im oberen Gebäudeabschnitt von 2002 und das Kunsthaus Graz mit seiner Außenhaut aus blauem Plexiglas; letzteres von den Architekten wegen seiner Außenhaut, die wie eine Mischung aus Marsmensch und Walfisch wirkt, liebevoll »Friendly Alien« getauft.
Gut lesbare Ausstellungstafeln informieren über die mechanischen und die optischen Eigenschaften von Acrylglas. Wir werden u. a. darüber informiert, dass Acylglas deutlich leichter und bruchsicherer ist als herkömmliches Fensterglas, weshalb es häufig im Fahrzeug- und Flugzeugbau eingesetzt wird. Man denke nur an den Messerschmidt Kabinenroller »KR 200« – ein Exponat davon entführt uns im Ausstellungsentree in das Design der fünfziger Jahre – oder die Kanzeln der Douglas-Bomber aus den frühen Vierzigern. Weshalb es in der Architektur nur bedingt Anwendung findet: Es altert nicht immer sehr vorteilhaft und sieht nach einigen Jahren »fies« aus; auch Philippe Starcks multifunktional verwendbarer Beistelltisch-Hocker »La Bohème« oder die Thermoskanne »Basic« von Ross Lovegrove.
Aber auch viele weitere Objekte sind, wie der Douglas-Bomber, der Konzertflügel von Udo Jürgens und diverse innenarchitektonische Projekte leider nur auf Fotografie zu betrachten. Mein liebstes Ausstellungsobjekt aus Plexiglas ist, nicht »Phonosuper SK 4«, der sogenannte Schneewittchensarg«, sondern das schwarz-weiße Schachspiel (1970) aus opakem Polymethylmethacrylat der Bildhauerin Vera Röhm, die geschickt die Lichtdurchlässigkeit des Materials für ihre reduzierte Formensprache nutzte.
Die Ausstellung zeigt konsequent-chronologisch Anwendungsmöglichkeiten von Plexi- und Acrylglas in Architektur, Innenarchitektur und Design. Dass der Schwerpunkt dabei immer wieder auf Objekten der Röhm GmbH liegt, schmälert den Design- und Objektgenuss nicht. Und diverse Sitzmöbel laden unbedingt zum Probesitzen ein – was aus konservatorischen Gründen nicht erlaubt ist.
Bis 24. März. Museum Künstlerkolonie Darmstadt, Olbrichweg 13, Di–So 10–17 Uhr. Katalog deutsch/englisch 28 Euro. www.mathildenhöhe.eu
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