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Mein Cousin ist ein Roboter

Ingenieurportraits
Mein Cousin ist ein Roboter

~Ulf Meyer

Glasgow nennt sich selbst stolz »the second city of the empire«. Dennoch stiehlt die kleinere, aber touristisch ungleich attraktivere Schwesterstadt Edinburgh Glasgow stets die Schau. Aber Glasgow hat Charles Rennie Mackintosh: ein Superstar des europäischen Jugendstils und der populärste und talentierteste Architekt, den Schottland hervorgebracht hat. Sein Meisterwerk, die Glasgow School of Art (1909) wurde schon mehrfach zum beliebtesten Gebäude in Großbritannien gewählt. Die berühmte Nordfassade, in die durch große Glasfenster das bei Künstlern begehrte Licht in die Studios fällt, bekommt nun ein neues Pendant: Auf der anderen Seite der Renfrew Street entsteht derzeit ein umstrittener Neubau nach dem Entwurf [6] von Steven Holl aus New York. Kritiker haben Holls Entwurf als »monströse Intervention« gescholten: Zu groß, zu dominant, zu un-urban, zu un-kontextuell, zu behäbig, zu grob detailliert – so lauten die Vorwürfe. Dabei hat Holl schon mehrfach bewiesen, dass er geschmackvolle Bauten für die Kunst entwerfen kann, in denen eine ausgefeilte Erschließung und der sensible Umgang mit Tageslicht zu sensationellen Räumen führt. In Glasgow will man davon nichts wissen. Als »roboterhafter Cousin« des Altbaus wurde der Entwurf geschmäht. Die Fassaden des Neubaus – der der Architekturfakultät dienen wird – aus mattgrünem Glas sollen einen Kontrast zu den in großer Würde gealterten Steinfassaden von Mackintosh herstellen.
Das Gebäude, das Mackintosh im Alter von nur 28 Jahren entwarf, ist sein größtes Werk weltweit. Von den ehemals vier »Tea Rooms«, die Mackintosh in Glasgow [7] gestaltet hatte, ist kein einziger mehr ganz original erhalten. Denn Mackintoshs Gesamtkunstwerke galten in den 60er Jahren nicht viel. Erst 1973 wurde die Mackintosh Society gegründet, die sich um sein Erbe kümmert. In Glasgow sind nur noch sechs Hochbauten von Mackintosh erhalten: je zwei Kirchen, Schulen und Zeitungsgebäude. Das Wohnhaus des Architekten hat man in den 60er Jahren abgerissen und als Teil eines Sichtbetonmonsters wieder aufgebaut. Auch zuviel Liebe zu Mackintosh kann zu zweifelhaften Resultaten führen – wie das »Haus eines Kunstfreunds« beweist, das erst 1996 »nach Plänen von Mackintosh« gebaut wurde und sich so den Spitznamen »Mockintosh« verdient hat.
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