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Das Sublime im Digitalen

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Das Sublime im Digitalen

~Ulf Meyer

Das digitale Zeitalter erlaubt Formen, die umso überwältigender sind, je rätselhafter ihre algorithmische Logik bleibt. Für den Berliner Architekturtheoretiker Jörg Gleiter ist »computational design« ebenso sehr durch seine mathematische Regelhaftigkeit geprägt wie durch die Verschleierung der zugrunde liegenden Logik. Gleiter steht dem parametrischen Entwerfen affirmativ gegenüber und plädiert dafür, die ästhetische Kategorie des Erhabenen in die Architektur zurückzuholen, um es zu beschreiben.
Phänomene, deren Logik sich dem menschlichen Verstand entziehen, werden »erhaben« genannt. Parametrisch entworfene Architektur ist jedoch nur hoch-komplex, aber nicht nicht-verstehbar. Insofern geht Gleiters Forderung von einer falschen Prämisse aus. Er lud dennoch Architekten, Architekturtheoretiker und -historiker aus den USA, Frankreich, der Schweiz und Deutschland nach Berlin, um unter dem Titel »Effekt und Affekt« an seiner neuen Wirkungsstätte, der TU Berlin, »das Digital-Erhabene« zu diskutieren. Parametrische Architektur scheint ihm »von unsichtbaren, magischen Kräften geformt zu sein, sodass man sich ihrer affektiv-sinnlichen Wirkung nicht entziehen kann. (…) Die klassische Ordnung von Tragen und Lasten scheint bei parametrisch entworfenen Gebäuden aufgehoben zu sein. Es sind Gebäude, die scheinbar ohne Ursache nur aus starken, erhabenen Wirkungen bestehen«, so Gleiter.
Planer und Bauherren sind gleichermaßen überwältigt vom neuen Potenzial, das sich durch numerische Programme eröffnet. Digitale Entwurfswerkzeuge haben enorme Verführungskraft: Nicht nur die mit ihnen generierten Entwürfe sind verführerisch, das Werkzeug selbst ist es auch. Es trägt den Entwerfer bisweilen in unvorhergesehene Richtungen. Matthias Sauerbruch, zusammen mit Kurt Forster und Jürgen Mayer H. einer der prominenteren Teilnehmer des Symposiums, stellt die Frage, welchen Bedarf digitale Architektur befriedigt. Für ihn ist es oft bloße »l’art pour l’art«, die nur modischen und dekorativen Zwecken dient. Tatsächlich hat das Erhabene auch eine anti-aufklärerische Seite.
Gleiters Berliner Konferenz zeigte, dass das parametrische Entwerfen sich architekturtheoretisch noch nicht völlig von den Fesseln des Dekonstruktivismus gelöst hat. Es droht sogar alt auszusehen, bevor es dessen Reife erlangt hat.
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