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Robuste Fassade – filigrane Struktur

Wohnungsneubau in München mit Dickputzsystem
Robuste Fassade – filigrane Struktur

Im Münchener Stadtteil Neuperlach-Süd entstanden nach dem städtebaulichen Entwurf des Züricher Büros von Ballmoos Krucker Architekten und der Hochbau-Planung der MAIER.NEUBERGER.ARCHITEKTEN GmbH zwei mehrgeschossige Neubauten. Bei der Wandkonstruktion entschieden sich die Planer für ein robustes Dickputzsystem mit einem Putzaufbau von über 20 mm Schichtdicke.

~ Georg J. Kolbe, Leiter
Produktmarketing Putz-
und Fassadensysteme bei
Saint-Gobain Weber

Im Auftrag der GEWOFAG entstand an der Carl-Wery-Straße im Münchener Stadtteil Neuperlach zwischen Dezember 2015 und Januar 2020 ein Gebäudeensemble mit insgesamt 377 neuen 1- bis 4-Zimmerwohnungen, einer Kinderkrippe mit vier Gruppen und einem Bewohnertreff. Mit einer Bruttogrundfläche von rund 34 000 m2 und einer Investitionssumme von 100 Mio. Euro handelt es sich bei den beiden geschwungenen Gebäuden mit zwei bis acht Stockwerken um ein echtes Großprojekt.

Modernes Tor zum Münchener Süden

Direkt am Eingang nach Neuperlach gelegen, hat die Wohnanlage auch einen repräsentativen Charakter. »Die Gebäude sind eine Art Eingangstor, sind sie doch das erste, was man, aus südlicher Richtung kommend, nach der Fahrt über freie Feldflächen von Neuperlach sieht«, beschreibt Sebastian Rickert, der bei MAIER.NEUBERGER.ARCHITEKTEN für das Bauvorhaben zuständig war. Die städtebauliche Lage war jedoch auch eine Herausforderung. So stellte beispielsweise die durch die angrenzende Einfallstraße auftretende Schallimmission hohe Anforderungen an Gebäude- und Wohnungsorganisation. Und auch die Planung eines so großen Wohnbauprojekts gemäß verschiedener Förderstandards verlangte nach Lösungen mit Augenmaß und Fingerspitzengefühl.

Polygon mit gefaltetem Vorhang

Der städtebauliche Entwurf von Ballmoos Krucker Architekten sah von vornherein eine besondere Gebäudeform vor, die an die Großformate in Neuperlach anknüpft. Die rund anmutenden Formen im Bebauungsplan wurden von den mit dem Hochbau beauftragten Architekten als Polygon ausgearbeitet. Wie ein gefalteter Vorhang springen einzelne gerade Fassadenabschnitte im Wechsel nach innen und nach außen, sodass sie einen Bogen nachzeichnen. Aufgrund des wachsenden Wohnraumbedarfs wurde die maximale Geschossanzahl auf acht erhöht. Gleichzeitig wurde die Gebäudehöhe an den Grundstücksgrenzen der Nachbarbebauung angepasst, sodass sich durch abgetreppte Geschosse nun eine interessante Silhouette ergibt. »Eine Herausforderung bestand darin, dass kaum eine Situation doppelt vorkommt, was die Planung insgesamt deutlich aufwendiger gestaltete, als bei gefördertem Wohnungsbau in dieser Größenordnung üblich«, so Rickert.

Energieeffizient und robust

Die Gebäude wurden auf dem Energiestandard des KfW-Effizienzhaus 70 geplant. Der Bauherr wünschte sich eine robuste, wirtschaftliche und wartungsarme Fassadenkonstruktion, die der Gebäudeform und -größe gerecht wird.

Da eine monolithische Bauweise in Mauerwerk bei der vorhandenen Gebäudehöhe statisch nicht mehr sinnvoll gewesen wäre, musste eine adäquate Alternative gefunden werden. Die Wahl fiel auf das weber.therm Dickputzsystem des Baustoffherstellers Saint-Gobain Weber. Das vollmineralische System basiert auf einer 16 cm starken Mineralwolle-Dämmplatte, einem super-dickschichtigen Grundputz und einer dickschichtigen Armierungsschicht, in die ein Gewebe eingebettet wird.

Als Oberflächenfinish folgte ein mineralischer Oberputz. Dieses massive, vollmineralische Putzsystem knüpft an klassische Bauweisen an, lediglich auf einer zeitgemäßen Dämmschicht statt auf monolithischem Mauerwerk.

Durch die Verbindung von Schlagfestigkeit und einem hohen Brand- und Schallschutz eignet sich das dickschichtige Wärmedämmverbundsystem optimal für große Wohnungsbauten. Es ist zudem besonders wartungsarm und anwendungssicher. Der superdickschichtige Aufbau sorgt für effizienten Wärmeschutz und hält die Fassade dauerhaft trocken und algenfrei. Gleichzeitig sorgt die robuste, über 20 mm dicke, mineralische Putzschale für erhöhten Schutz gegen Vandalismus, Schlagregen und Spechtlöcher. Übliche dünnschichtige WDVS-Putzsysteme kommen auf etwa 5–6 mm Gesamtdicke.

Akzente setzen durch Putz und Klinker

Die Wahl der Oberfläche war insbesondere hinsichtlich der großen, zur Straße weisenden Fassadenflächen relevant. Struktur erhalten diese durch einen groben Putz, der in Besenstrichtechnik ausgeführt wurde. »Dies gibt den Flächen entgegen einem glatten Putz eine weitere Wahrnehmungstiefe und ist in der Ausführung toleranter«, sagt Rickert. »Der Besenstrich läuft quer zu den Fassadenstreifen, die wir wie einen geknickten Vorhang verstehen, und sorgt dafür, dass die Höhe der Gebäude nicht noch mehr betont wird. Die feinen horizontalen Linien des Putzes kann man außerdem als eine Art Stoffstruktur lesen.«

Bei dem eingesetzten Putz handelte es sich um den mineralischen Edelputz »weber.star 224 AquaBalance«. Die AquaBalance-Putztechnologie mit natürlichem Algenschutz bietet eine wirkungsvolle, physikalische Alternative zu biozid eingestellten Fassadenputzen. Auf der hydrophilen, also wasserliebenden, Putzoberfläche werden stehende Tropfen durch eine Art Löschblatteffekt gespreizt und somit ihre Verdunstungsfläche erhöht. Gleichzeitig verfügen die Putze über eine ausgeprägte Kapillaraktivität, wodurch das Wasser von der obersten Lage gezogen und erst während der nächsten Trockenphase wieder abgegeben wird. Algen und Pilzen wird auf natürliche Weise das Wasser und damit die Lebensgrundlage entzogen.

Beim Sockel entschied man sich für eine Ausführung mit Riemchen. Diese Konstruktion ist nicht nur robust und somit ideal für Eingänge, Durchgänge und den Übergang zum Erdreich geeignet, sie hat auch eine gestalterische Funktion. Der Sockel gibt dem bis zu acht Geschosse hohen Gebäude eine Basis und zeichnet gleichzeitig eine Silhouette in einem kleineren Maßstab. »Wenn man durch die Höfe geht, kann man sich mit dem Auge an dem Sockel festhalten«, sagt Rickert. »An den Durch- und Eingängen springt er nach oben. Er differenziert, betont und schafft Orientierung.«

Weitere Informationen:
www.de.weber

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