Müller Reimann haben nun entlang des Kurfürstendamms in Halensee eine großformatige Stadtloggia verwirklicht, einen mit mächtigen Scheiben vollständig verglasten »Wintergarten«, in dem ein kleiner Wald aus schlanken Betonstützen wächst. Erst hinter diesem Puffer, der an der Seite durch einen großzügigen gläsernen Schlitz betont und zusätzlich belichtet wird, schließt sich die Gartenabteilung des Baumarkts an. Den vorhandenen Geländeversprung nutzen die Architekten klug für die Staffelung der mächtigen Baumasse. Hinter dem Gartencenter geht es eine Rolltreppe abwärts in die eigentliche Markthalle, der sich der obligatorische Parkplatz und ein zusätzlicher »Drive-in« anschließen. Seinen besonderen Clou erhält das Gebäude aber durch seine Fassade: Dreidimensional gefaltete, hochrechteckige Paneele aus einem Aluminiumwerkstoff bilden ein alternierend positives und negatives Rapportmuster. Damit lebt die klassische Warenhausfassade der 60er Jahre auf das Allerschönste wieder auf und schimmert im wechselnden Licht des Tages und der Witterung. Ein bisschen Eiermann, ein bisschen Dresdner Centrum Warenhaus, ergänzt um von LEDs hinterleuchtete transluzente Bänder aus Polycarbonat – neben dem vergammelnden ICC und dem derzeit renovierten BfA-Hochhaus von Hans Schaefers ein dritter Berliner »Silberling«. Wichtiger aber noch ist seine städtebauliche Signalwirkung: Mit einem hartnäckigen und qualitätsbewussten Stadtplanungsamt und guten Architekten kann es gelingen, das baukulturelle Grauen der Gewerbegebiete zu verhindern. Kaum auszumalen, wie reizvoll unsere Städte aussehen könnten, wenn man beim Bauhaus jetzt noch bemerken würde, welches herausragende Potenzial für eine architektonische Corporate Identity ihnen Müller Reimann mit dem Berliner Haus an die Hand gegeben haben.
- Standort: Kurfürstendamm 129a, 10711 Berlin
Architekten: Thomas Müller Ivan Reimann Architekten, Berlin
Fertigstellung: Dezember 2013