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Minimering af energiforbrug

Energieeffizientes Bauen in Dänemark
Minimering af energiforbrug

Die Senkung des Energieverbrauchs, so der dänische Titel übersetzt, ist unserem Nachbarland im Norden nicht erst seit dem Klimagipfel im vergangenen Winter wichtig. Die gesetzlichen Anforderungen an den energetischen Standard von Gebäuden sind etwas schärfer als in Deutschland – wohingegen sich »freiwillige Energieeffizienz« seltener findet und finanzielle Anreize fehlen.

Text: Clemens Bomsdorf

Fenster klein wie Schießscharten, Außenwände mächtig wie bei einer Burg – das dänische Außenministerium im Zentrum Kopenhagens, am Wasser gelegen, ist kein schöner Bau. Doch es ist exemplarisch für den Beginn der dänischen Bemühungen, mittels Gesetz Gebäude zu erzwingen, die wenig Energie verbrauchen. Als das Haus Ende der 70er gebaut wurde, gab es Regelungen, die den Fensteranteil am Gebäude beschränkten, um den Wärmeverlust zu minimieren. Deshalb der Festungslook. Doch vergaß man damals zu berücksichtigen, dass kleine Fenster den Bedarf an elektrischem Licht und damit den Stromverbrauch erhöhen. Deshalb ging man später dazu über, den Gesamtenergieverbrauch als Maßstab zu nehmen. »Dänemark hat bereits 1976, also sehr früh, versucht, den Energieverbrauch im Land zu senken. Der Wohnungsbau spielte da von Anfang an eine wichtige Rolle«, erklärt Mikael Koch, Nachhaltigkeitsbeauftragter bei Danske Ark, dem Zusammenschluss der dänischen Architekturbüros.
Im Sommer tritt die neuste Bauverordnung BR10 (für »Bygnings- reglement 2010«) in Kraft, Nachfolger der BR08 aus dem Jahr 2008. Für Wohnhäuser, Hotels und andere Wohnbauten gilt fortan, dass der Primärenergiebedarf für Heizung, Warmwasser und Kühlung 52,5 kWh/m²a nicht übersteigen darf. Pro Gebäude ist zusätzlich ein jährlicher Basis- primärenergieverbrauch von 1650 kWh zugelassen. Für Büros, Schulen und die meisten anderen Nichtwohnbauten (nicht aber Spezialbauten wie Krankenhäuser) liegen die zulässigen Werte bei 71,3 kWh/m²a und einer jährlichen Grundbelastung von 1 650 kWh. Damit unterbieten die gesetzlichen Mindestanforderungen in Dänemark die deutschen Mindestanforderungen.
Desweiteren verschärft das neue Baugesetz nicht nur die Grenzwerte für Neubauten um rund 25 %, sondern erstmals können auch an bestehende Einfamilienhäuser Forderungen gestellt werden. Bisher galt die Regelung, dass das komplette Gebäude an die neuesten Standards angepasst werden muss, wenn ein Umbau mehr als 25 % der Oberfläche betrifft oder wenn der Wert des Umbaus 25 % des Gesamtwerts der Immobilie entspricht, nur für Mehrfamilien- und Bürohäuser.
Teil der neuen Verordnung ist auch die Definition der Energieklassen 1 und 2, die die oben genannten Vorgaben für Neubauten mit einem wiederum um 50 % (Energieklasse 1) bzw. 25 % (Energieklasse 2) niedrigeren Primärenergiebedarf unterbietet. »Diese Standards liegen unter den Anforderungen an das deutsche KFW-Effizienzhaus 55 (bei der Energieklasse 1 ähneln sie der Passivhausbauweise) bzw. an das KFW-Effizienzhaus 70 (bei der Energieklasse 2)«, erklärt Sebastian Löck vom Beratungsunternehmen Alectia. »In Dänemark sind damit keinerlei Fördermittel verbunden, aber diese Auszeichnung soll den Marktwert der Immobilie erhöhen und ist deshalb attraktiv«. Zudem gibt es etliche Kommunen wie Kolding, die diese Ansprüche bereits jetzt an kommunale Neubauten stellen oder Baugebiete nur für die strengeren Vorgaben freigeben.
Im Vergleich zu Deutschland seien die Vorschriften in Dänemark also meist strenger, erklärt Löck weiter. »Allerdings werden diese in Dänemark seltener freiwillig unterboten. So etwas wie das deutsche Passivhaus ist in Dänemark ein relativ neues Phänomen, in Deutschland ist man technologisch weiter«. Ohnehin gibt es in Dänemark selten Bauherren, die ihr Haus selbst nutzen. Stattdessen wird das fertige Haus gekauft.
Laut Mette Kathrine Kundby von der Deutsch-Dänischen Handelskammer birgt der deutsche Technologievorsprung Exportchancen für deutsche Baustoffhersteller. »Die verfügen über Technologien, Know-How und Pro- dukte in Bereichen, in denen es in Dänemark noch an Expertise fehlt. Bei Passivhaustechnologie, Heiz- Kühl- und Lüftungstechnik, Fenster und Türen, Dämmstoffen und Beleuchtung bietet der dänische Markt beste Geschäftsmöglichkeiten«, so Kundby.
Ein weiterer wesentlicher Unterschied Dänemarks verglichen mit Deutschland ist, dass in Dänemark nur der Energieverbrauch pro m² zählt. Anders als in Deutschland spielt das Oberflächen-Volumen-Verhältnis keinerlei Rolle. »Das stellt erhöhte Anforderung an die interdisziplinäre Zusammenarbeit, denn dem Architekten, der etwas ausgefallener bauen möchte, wird keine lockerere Vorgabe beim Energieverbrauch eingeräumt. Er muss mit den technischen Planern eine Lösung finden, damit seine Idee mit niedrigem Energieverbrauch umgesetzt werden kann«, so Löck. Desweiteren hat eine vom Staat ins Leben gerufene Stromspar-Stiftung ein Konzept entwickelt, das bei der Bemessung der Maximalwerte für den Energieverbrauch zukünftig alle Geräte – auch die Unterhaltungselektronik und Haushaltsgeräte, deren Verbrauch bisher unberücksichtigt blieb – miteinbezieht.
Vermutlich noch im Laufe des Jahres soll in Dänemark über ein weiteres Zertifizierungssystem entschieden werden: Fest steht bereits jetzt, dass LEED als Standard nicht in Frage kommt. Wie die Niederlande könnte man eine modifizierte Version des britischen BREAM adaptieren oder das deutsche DNGB-Siegel. Gefördert von der Realdania-Stiftung, werden derzeit zwei Bürogebäude nach beiden Gütesiegeln zertifiziert, um den Aufwand vergleichen zu können. Realdania ist eine Stiftung, die ausschließlich den Bausektor unterstützt. Während staatliche Förderungen in Dänemark sehr selten sind, ist Realdania ein großer Gönner, der aber in Sachen Energie- effizienz hauptsächlich auf einzelne Vorbildprojekte setzt und nicht umfassend fördert. •
Weitere Informationen: www.energiforumdanmark.dk
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