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»Wir schaffen akustische Ruheinseln«

Eliane Ernst (Création Baumann) im Gespräch mit Andrea Eschbach
»Wir schaffen akustische Ruheinseln«

Gläserne Gebäudehüllen, transparente Büroarchitekturen, Open-Space-Großräume und Co-Working-Spaces: Die Arbeitswelt ist im Umbruch. Welche Rolle Textilien dabei spielen können, erläutert Eliane Ernst, Product Managerin beim Schweizer Textilunternehmen Création Baumann, im Interview für die db.

Andrea Eschbach: Frau Ernst, wieso sieht man in Planungen von Architekturbüros selten einmal einen Vorhang?

Eliane Ernst: Ja, das war lange so. Zeitgenössische Architektur komme am besten ohne Möblierung und ohne Textilien zur Geltung, so lautete die einhellige Meinung. Dies ändert sich jedoch zunehmend.

Wie kommt das?

Ich denke, es kam zu einem Umdenken bei den Architekten. Die Raumatmosphäre wird inzwischen anders wahrgenommen. Heute schätzen die Planer auch das weiche Material in der Architektur und die meisten Architekten sind viel sensibilisierter für das Thema Akustik als früher. So sind Textilien oft bereits bei der Planung ein Thema.

Das gilt ja besonders für den Arbeitsbereich. Einmal mehr befindet sich die Arbeitswelt im Umbruch. Im Trend liegen Coworking Spaces, moderne Großraumbüros für das gemeinsame Arbeiten. Großer Nachteil: Es wird laut.

Richtig. In einem Großraumbüro herrschen im Schnitt 60 bis 70 dB. Das ist eine sehr hohe Geräuschkulisse – ähnlich einer Produktionshalle mit laufenden Maschinen. Genau da kommen unsere Textilien ins Spiel. Sie gewähren im Raum große räumliche Freiheit und Flexibilität und können zudem den Schall dämpfen. Das kommt den Entwicklungen im Office-Bereich entgegen.

Wie können Textilien das Problem der Lärmbelästigung lösen?

Akustiktextilien können die störende Geräuschkulisse reduzieren. Wir haben beispielsweise ein Produkt in unserer Akustikkollektion, das wie ein Raumteiler funktioniert. Der »Acoustic Divider Vario« schafft akustische Ruheinseln – dort, wo sie gebraucht werden. Das Textil gibt dem Nutzer die Möglichkeit, sich nicht nur räumlich, sondern auch akustisch abzugrenzen. Man hört dann immer noch Leute sprechen, aber die Lautstärke ist z. T. um mehr als die Hälfte reduziert.

Wie funktioniert das?

Der Acoustic Divider Vario ist mehrlagig aufgebaut. Zwischen zwei absorbierenden Stoffseiten liegt ein von Création Baumann entwickeltes, flammhemmendes Spezialgewebe, der »NoiseSilencer«. Der spezielle Aufbau der Materialien absorbiert nicht nur den Schall, sondern reduziert den Lärm um bis zu 16 dB.

Geht so viel Funktionalität nicht auf Kosten der Ästhetik?

Nein, aber das war für uns gerade die große Herausforderung, dafür zu sorgen, dass sich Funktionalität und Ästhetik nicht ausschließen. Unser neuer Vorhangstoff »Sigmacoustic« ist der wirksamste transparente Schallabsorber in unserem Sortiment. Er sorgt für einen guten Raumklang, bringt aber auch Wohnlichkeit in den Raum. Dafür haben wir ein weich fallendes Gewebe entwickelt, das an eine grob gesponnene Naturfaser erinnert, aber flammhemmend ist.

Wie gehen Sie bei der Entwicklung solcher Textilien vor?

Man muss nicht nur ein großes Designwissen haben, sondern auch in die Bauakustik eintauchen und sich ein großes technisches Know-how erarbeiten. Wir sind immer nah dran an der Forschung. Derzeit arbeiten wir beispielsweise mit der Luzerner Hochschule für Technik und Architektur an einem Forschungsprojekt zum Thema Akustik.

Arbeiten Sie bei der Entwicklung von Akustikstoffen explizit mit Spezialisten zusammen?

Wir haben uns im Bereich Akustik in den vergangenen 15 Jahren Spezialwissen angeeignet, sodass wir Akustiker erst bei der Prüfung der Messwerte und anschließend bei der Anwendung im Raum hinzuziehen. Wir lassen jeden neuen Stoff in einem Hallraum prüfen und stellen die Ergebnisse dann den Baufachleuten zur Verfügung.

Wie lange dauert es, bis ein neues Produkt auf den Markt kommt?

Unser Entwicklungsprozess durchläuft vier Phasen: In der Innovationsphase lassen wir uns von Megatrends inspirieren, aber auch von neuen Bedürfnissen und Nutzungen. Dann folgt die Konzeptionsphase für das neue Produkt, darauf die Entwicklungsphase und am Schluss die Lancierung auf dem Markt und die Schulung der Verkaufsteams. Zwischen dem Innovationsprozess und der Lancierung liegen zwischen zwei und fünf Jahren.

Was unterscheidet Création Baumann von der Konkurrenz?

Es ist unsere Aufgabe als Produktverantwortlicher und Designer für den internationalen Markt, also für die Nutzer und Architekten in unseren wichtigsten Märkten, die richtigen Produkte zu entwickeln. Wir versuchen dabei unsere Kompetenz stets voran zu treiben. Unserer Produktphilosofie, was Funktionalität, Qualität, Designanspruch und Nachhaltigkeit betrifft, bleiben wir stets treu.

Was sind die Stoffe von morgen?

Der Megatrend Nachhaltigkeit wird uns in allen Bereichen noch sehr viel stärker beschäftigen. Langlebige Produkte in höchster Qualität mit ausgezeichneten Pflegeeigenschaften, Nachhaltigkeitsnachweise der Produkte wie Prozesse, soziale Nachhaltigkeit, transparente Wertschöpfungsketten, aber auch sinnvolle Wiederverwertung von gebrauchten Materialien oder textilen Abfällen, ohne dabei unverhältnismäßig Energie zu verbrauchen. Das sind die Ziele von morgen!

Was reizt Sie an Ihrer Aufgabe?

Zum einen reizt es mich, für jede Aufgabe kreative Lösungsansätze zu finden, immer einen Schritt weiter zu kommen. Mich interessiert dabei der Gesamtprozess, das ist schon seit meinem Studium so – von der ersten Idee bis zur Anwendung in der Architektur. Erst dann ist der Prozess für mich abgeschlossen. Und zum anderen fordert es mich natürlich heraus, Ästhetik mit Funktionalität in Einklang zu bringen.

Woher nehmen Sie die Ideen für Ihre Arbeit?

Ich bin ein kreativer, neugieriger Mensch. Inspiration kann ich überall finden. Besonders spannend finde ich allerdings den Besuch von Metropolen wie New York oder Tokyo. Der Austausch mit meinen Kollegen in diesen Märkten, aber auch mit Architekten, der Besuch von Museen und Ausstellungen, die Besichtigung von Architektur – all das inspiriert mich. Und ich beobachte gerne Menschen und sauge die Stimmung um mich herum auf. Dies alles ist in der momentanen Situation leider nicht möglich, aber ich freue mich schon sehr darauf, wenn es wieder geht.

Also ein ständiges Sammeln von Eindrücken.

Ja, ich habe meinen imaginären Rucksack stets gut gefüllt. Mal räume ich etwas daraus aus, dafür kommt was anderes hinein.

Frau Ernst, vielen Dank für das Gespräch.

Eliane Ernst (Jg. 1972) lernte Textilentwurf mit Schwerpunkt Weberei beim Textilhersteller Création Baumann in Langenthal. Anschließend absolvierte sie ein Studium der Textilgestaltung an der Hochschule für Gestaltung Luzern. Nach dem Diplom folgten Jahre im Bereich Beratung, Verkauf und Planung. 1996 kehrte sie zu Création Baumann zurück, seit 2001 ist sie als Product Managerin für die Contract-Kollektionen verantwortlich.


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