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Eine Stadt will nach oben

Moderne Aufzugstechnik im Upper West in Berlin
Eine Stadt will nach oben

Das Upper West in Berlin beeindruckt mit seiner schwingenden Fassade. Darüber hinaus steht der markante Bau für den Aufwärtstrend in der Immobilienbranche. Architekten und Investoren wollen höher hinaus, was die Planer vor neue Herausforderungen stellt. Denn die Gebäude – zumal so individuell entworfen wie das Upper West – wollen effizient und komfortabel erschlossen werden.

~Nicole Köster, Leiterin
Marketing und Kommuni-
kation bei KONE

Das Upper West und das Zoofenster: Viel wurde und wird in die beiden 118,8 m hohen Bauten hineingedeutet. Mal erklärte man sie zum Eingangstor ins westliche Zentrum um Breitscheidplatz und Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche herum – obwohl zur City West auch der Ku’damm zählt, der nicht auf die beiden Türme an der Kantstraße zuläuft, sondern südlich an ihnen vorbei. Dann wieder wurden sie als Zeichen einer neuen Zeit gedeutet, in denen Hochhäuser Einzug in die Hauptstadt halten. Dabei hat Berlin kein einziges Hochhaus, wenn man dem Council on Tall Buildings and Urban Habitat (CTBUH) folgt. Dort gilt eigentlich nur als hoch, was 150 m überragt. Und so regen sich die Berliner über Wolkenkratzer auf, die sie nicht haben, während Hong Kong 317 derartige Hochhäuser verbuchen kann. Doch man kann die Sache pragmatisch angehen: Legt man die Messlatte ein wenig niedriger, kommt die Hauptstadt auf mindestens elf Häuser mit mindestens 100 m, die Statistik ist nicht ganz eindeutig. V. a. aber wird die Zahl hoher Gebäude wachsen. Derzeit wird in Berlin ein halbes Dutzend Hochhäuser geplant, die überwiegend Wohnungen aufnehmen sollen. Hochwertiges Eigentum mit Blick auf die Skyline der Hauptstadt ist gefragt. Zumindest setzen die Investoren darauf, wie beim Hines-Hochhaus (150 m) und beim Capital Tower (150 m), die den Alexanderplatz nach jahrelangen Vorplanungen zum ersten richtigen Hochhausstandort Berlins machen würden.

Planung als Prozess

Für Architekten, Planer und Gebäudeausrüster verspricht das eine Herausforderung zu werden. Denn je höher das Gebäude, desto höher der technische Aufwand. Dies gilt umso mehr, wenn die Wolkenkratzer keine Meterware, sondern Unikate sind, bei denen die Beteiligten jedes Mal erneut mit Kosten, Qualität und Zeit, aber auch den Wünschen der Investoren und Mieter jonglieren müssen. »Die Planungen solcher Vorhaben sind eigentlich nie fix«, sagt Rainer Lustig von KONE. Der Key Accounter hat bereits die Fördertechnik zahlreicher Großprojekte betreut. Für das Upper West hat er gemeinsam mit Stefan Drangmeister vom KONE Engineering die Verkehrsanalyse gemäß der Kundenvorgaben erstellt. Umplanungen sind für ihn eher die Regel als die Ausnahme. »Das Gebäude wird oft ohne Mieter geplant, die dann eigene Wünsche mitbringen«, so Lustig. »Restaurants werden von einer Etage in die andere verlegt, aus Büros werden Wohnungen und aus Wohnungen Hotelzimmer. Das hat natürlich jedes Mal Konsequenzen für die Verkehrsberechnungen.« Auch bei den Aufzügen des Upper West war einiges »im Fluss«. Zunächst sollte die 5er-Aufzugsgruppe die Hoteletagen und die 4er-Gruppe die Bürogeschosse erschließen. Nach Abstimmung mit KONE wurde getauscht, sodass die 4er-Gruppe nun für den Hotelbereich von EG bis 18. OG vorgesehen war. Zugleich entschied man sich – rechtzeitig vor Beginn der Rohbauphase – für Anlagen ohne Maschinenräume. Dies sparte in der ersten darüber liegenden Büroetage viele Kubikmeter ein. Auch die Zielwahlsteuerung der Hotelaufzüge entfiel. Normalerweise wird sie eingesetzt, um die Leistungsfähigkeit einer Aufzuggruppe zu steigern, insbesondere wenn sie selbstlernend ausgeführt ist. »Eine Zielwahlsteuerung wäre aber vom Hotelpublikum nicht ohne Weiteres verstanden worden und hätte immer wieder erklärt werden müssen«, sagt Jens Albrecht, der als Projektleiter bei KONE den Einbau der Aufzüge leitete. Dazu kam ein Kniff der Planer: Statt fünf wurden für die Gäste nur noch vier Aufzüge vorgesehen, deren Maximalgeschwindigkeit aber von 2,5 auf 3 m/s angehoben wurde. »Bei ungefähr gleicher Leistungsfähigkeit bekamen wir so einen Aufzug für den Service, was bessere Abläufe im Hotel ermöglicht«, erklärt Albrecht.

Die Vorarbeiten

Die grundlegende Planung für das Upper West lag nicht in den Händen des Aufzugherstellers, sondern der Aufzugfachplaner von Jappsen Ingenieure. »Sie haben in einer Kombination aus Statistik, Physik und Annahmen auf Basis der Nutzflächen und Hotelzimmer die Zahl der Anlagen und Schächte bestimmt und deren Lage im Gebäude festgelegt«, sagt Lustig. »Wir haben dann auf dieser Grundlage an den Details gefeilt.« Mit spezieller Software simulierten Lustig, Drangmeister und ihre Kollegen, wie sich Bürobereich und Hotel – die baulich getrennt und daher separat zu betrachten sind – optimal füllen und leeren lassen. »Eine weitere Frage war, wie wir für die Büroetagen den Lieferverkehr so abwickeln können, dass sich für die Nutzer die Wartezeiten nicht merklich verlängern«, so Drangmeister. Zwar finden Anlieferungen nur außerhalb der Stoßzeiten statt, doch müssen dafür ein bis zwei Aufzüge zunächst entleert und anschließend für die Dauer der Servicefahrten komplett reserviert werden. Das bindet wertvolle Kapazitäten.

Weniger Leistung ist mehr

Auch bei den Büroaufzügen gab es Änderungen, die Züblin als Generalunternehmer und die Strabag Real Estate als Bauherr mit KONE vereinbarten. So wurde etwa die Maximalbeschleunigung von 1,2 auf 1,0 m/s2 verringert. Die Fahrzeitverlängerung ist minimal. Dafür ist es angenehmer für die Nutzer, es macht die Antriebe kostengünstiger und schont die Komponenten. Hätte man sich das alles nicht vorher überlegen können? Mag sein. Aber nach der Auftragsvergabe sieht die Welt eben oftmals anders aus als vor der Ausschreibung. »Wenn die Arbeiten erst einmal laufen und die ersten Rechnungen bezahlt werden, ist doch der Druck da nachzuschauen, ob sich Kosten nicht noch senken lassen«, sagt Gunnar Dellin von Züblin, der beim Upper West die technische Projektleitung ausübte. »Wenn der Generalunternehmer eine Lösung hat, die im Ergebnis dieselbe Funktion erfüllt, dann stimmt der Bauherr zu« – wie die verringerte Beschleunigung, die KONE im Rahmen der Ausschreibung angeboten hatte. Doch nicht nur bei der Technik gibt es Änderungen, auch das Design der Kabinen wird bei so aufwendigen Projekten eher spät festgelegt oder verändert. Pünktlich zum Richtfest des Upper West Mitte Mai 2016 meldete sich der künftige Hotelbetreiber Motel One bei Dellin: Ob man nicht das Design der Aufzüge ändern könne. Dellin fragte bei Projektleiter Jens Albrecht nach, ob man da nicht etwas machen könne – Man konnte. Innerhalb einer Woche war alles entschieden.


  • Standort: Kantstraße 163–165, 10623 Berlin
    Städtebaulicher Entwurf
    & Fassade: Christoph Langhof
    Entwurfs- und Objektplanung: KSP Jürgen Engel Architekten
    Generalunternehmer: Ed. Züblin
    Projektentwickler & Bauherr:
    Strabag Real Estate
    Fachplanung Aufzüge: Jappsen
    Ingenieure
    Bauzeit: 2013–2017
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