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Zwischen Amphoren zur U-Bahn
Auf Roms Straßen braucht man Ausdauer und Geduld. Ebenso, wenn man in der Ewigen Stadt gräbt und baut. Mit der neuen Metrostation San Giovanni Linea C entstand in zehnjähriger Bauzeit jedoch ein besonders gelungenes Beispiel bautechnischer, architektonischer und archäologischer Leistung. Der neue unterirdische Bahnhof am Largo Brindisi nahe der Lateranbasilika ist eine 3 000 m² große museale Haltestelle nach dem Vorbild der Metrostation am Pariser Louvre. Verantwortlich für das Projekt zeichnet die Archäologin Rossella Rea. Das Ausstellungskonzept entwickelten die Architekten Filippo Lambertucci und Andrea Grimaldi von der Università di Roma La Sapienza, zusammen mit Eliano Romani von der Projektgesellschaft Metro C. In einer Art begehbarer Zeitreise erzählen sie auf drei Ebenen anhand der Ausgrabungsstücke die Geschichte Roms.
Mit jedem Geschoss steigt der Besucher tiefer in die römische Vergangenheit – von der Atriumebene in der Neuzeit übers Zwischengeschoss in die römische Antike bis auf Gleisebene 27 m unter Straßenniveau in die Altsteinzeit. Die Treppenwände sind als vertikale Zeitstrahlen gestaltet; die einlaminierten Schriftzüge wechseln entlang der chronologischen und geologischen Schichten von Blau zu Rot nach Grün. Hell erleuchtete Vitrinen, die teils in die Wände eingelassen, teils als Raumteiler angeordnet sind, kontrastieren mit den dunklen Böden und Decken. Letztere werden durch Lichtstreifen akzentuiert. Mauerreste von Stadthäusern des 19. Jahrhunderts finden sich im Atriumgeschoss. Die Ebene tiefer birgt Fundstücke aus der römischen Kaiserzeit wie Amphoren, Schmuck, Statuen und Kapitelle. Aber auch die Spuren eines 30 x 70 m großen Beckens, des bisher größten bekannten Wasserspeichers des antiken Rom, sind hier zu sehen: Den Bauwerksumrissen kann man auf den in den Boden eingezeichneten Linien nachgehen. Auf Bahnsteigebene ziehen an den gläsernen Wänden stilisierte Muster von Pflanzen- und Tierfossilien die Blicke auf sich.
Anfang April wurde die Station eingeweiht. In Betrieb wird sie voraussichtlich erst im Herbst gehen; bis dahin sollten die letzten Außenflächen geteert bzw. gepflastert sein. San Giovanni ist die 22. von insgesamt dreißig Haltestellen der hochmodernen, fahrerlosen Metrolinie C. Als Umsteigebahnhof zur Linie A wird sie mit bis zu 60 000 Fahrgästen pro Stunde wichtiger Knotenpunkt des römischen U-Bahn-Netzes sein.
~Katja Pfeiffer
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